Sei eine gute Zuhörerin
Man hört es immer wieder: die Fähigkeit Zuhören zu können wird von vielen Menschen hoch geschätzt und sie ist ein essentieller Faktor erfolgreicher Kommunikation. Dabei ist die Fähigkeit des guten Zuhörens kein wundersames Talent, sondern eine erlernbare Strategie. Bis ein Mensch sich von einem Mithörer in eine Zuhörer verwandelt hat, vergehen wahrscheinliche viele Stunden des Übens. Zuhören ist nämlich gar nicht so einfach. Wer in einem Gespräch verstehen möchte, was sein Gegenüber wirklich will, muss sich anstrengen. Der gesamte Prozess des Zuhörens ist komplex, doch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema lohnt sich. Lerne auch du gutes Zuhören und werde zu einem Kommunikationsprofi.
Unsere Tipps
Der Prozess des Zuhörens ist komplex und bedeutet viel mehr als der bloße Vorgang der auditiven Wahrnehmung. Als gute Zuhörerin musst du akustische Reize aufnehmen, deine Aufmerksamkeit auf einzelne Details richten, Informationen selektieren und abspeichern und daraus letztendlich auch Handlungsmöglichkeiten ableiten. Zuhören gestaltet sich völlig anders als beispielsweise das Anhören von Musik. Das kennst du bestimmt aus eigener Erfahrung: es läuft ein bekannter Song im Radio, dessen musikalischen Klang du grob wiedergeben kannst – die Inhalte vor allem fremdsprachlicher Texte kannst du jedoch kaum nachvollziehen, wenn du deine Konzentration nicht von Beginn an auf die Textpassagen ausrichtest.
Wenn du deinem Gesprächspartner wirklich eine gute Zuhörerin sein möchtest, musst du deine gesamte Aufmerksamkeit von Anfang an auf das gemeinsame Gespräch lenken. Du musst die hörbaren Reize wahrnehmen, sämtliche Informationen extrahieren und diese möglicherweise für spätere Nachfragen oder Meinungsäußerungen abspeichern – und du musst deine Konzentration nicht allein auf das Gesagte fokussieren, sondern gleichzeitig auf deinen Gesprächspartner und dessen Verhalten.
Die Informationen aus einem Gespräch werden nicht automatisch gespeichert. Es bedarf eines aktiven Prozesses, um aktuell wichtige Details im begrenzten Speicher des Arbeitsgedächtnisses abzulegen. Um den Sinn eines gesamten Gesprächs zu erfassen, müssen die Informationen in das Langzeitgedächtnis wandern, damit diese auch in Zukunft abgerufen werden können. Gute Zuhörer zeichnet schließlich auch aus, dass sie bei einem Folgegespräch noch wissen, wie die vorangegangene Kommunikation verlaufen ist.
Blende störende Ablenkungen möglichst aus und versuche ein Interesse an den Gesprächsthemen zu entwickeln. Nutze dein Vorwissen, um Details aus dem aktuellen Gespräch umgehend mit bereits gemachten Erfahrungen zu verknüpfen. Verstehe eine Informationseinheit zudem stets an Verbindung aus dem gesprochenen Wort und möglichen Verhaltensweisen des Sprechenden. Mache dir bewusst, dass Worte flüchtig sind und mit dem Ausspruch verschwinden: wichtig ist also, dass du dir Details möglichst bildhaft vorstellst. Gehe aktiv mit der Verarbeitung von Informationen um, damit du diese in deinem Langzeitgedächtnis verankern kannst.
Alle guten Zuhörer haben zwei Dinge gemeinsam: einerseits ehrliches Interesse und andererseits das Bedürfnis zu entdecken. Wer sämtliche Facetten eines Gesprächs erfahren möchte, sollte auf seinen Entdeckerdrang vertrauen. Neugier und der Wille Neues zu lernen bilden die Basis für ein fruchtbares Gespräch und schaffen einem guten Zuhörer ideale Bedingungen, um seine kommunikativen Stärken auszuspielen.
Sei eine Art Detektivin und begib dich auf die Suche nach den wichtigen Details eines Gesprächs – egal ob diese ausgesprochen werden oder zunächst im Verborgenen bleiben. Wie du bereits weißt, ist der Informationsgehalt einer Nachricht dafür verantwortlich, ob du diese verstehst oder nicht. Deine detektivische Motivation muss demnach sein, aktiv nach den „Wahrheiten“ des Gesprächs zu suchen. Entlocke deinem Gegenüber wichtige Details, indem du Inhalte überdenkst, infrage stellst und zu Logik-Ketten zusammenfügst. Schrittweise erstellst du aus einer Vielzahl an einzelnen Informationsfetzen ein schlüssiges Gesamtbild.
Das Gesprächsumfeld ist wesentlich für ein fruchtbares Gespräch. Konzentration ist für dich
als Zuhörerin immens wichtig, sodass du bereits vor dem Beginn eines Gesprächs für eine entspannende Atmosphäre sorgen solltest, die weitestgehend frei von ablenkenden Reizen ist. Vor allem bei spontan in den Alltagsablauf eingeschobenen Gesprächen ist die Chance groß, dass zu viele Ablenkungen dafür sorgen, dass Gesprächspartner den wesentlichen Inhalten kaum folgen können.
Nimm dir daher bewusst Zeit für ein Gespräch; lade deine Kommunikationspartnerin zu einem Gesprächstermin ein, an dem allen Beteiligten genügend zeitliche Ressourcen für ausführliche Gespräche zur Verfügung stehen. Um die gesamte Atmosphäre positiv zu unterstützen, können Gespräche auch bei einem entspannenden Spaziergang durch den Wald stattfinden. Um die Konzentrationsfähigkeit zu fördern, sind derartige Rituale enorm hilfreich.
Den Wert eines Gesprächs kann man unter anderem an der Gesprächstiefe festmachen. Je detaillierter die preisgegebenen Informationen sind und je ausführlicher einzelne Kernaspekte besprochen werden, desto wertvoller ist ein Gespräch für alle Beteiligten. Gezieltes Nachfragen bezeugt nicht nur dein Interesse, sondern verleiht dem gesamten kommunikativen Vorgang an Tiefe.
Bei Fragen kannst du dich entweder auf einen Zugewinn an Fakten konzentrieren („Können Sie mir ein Beispiel nennen?“) oder die Gefühlslage deines Gesprächspartners in den Vordergrund stellen („Warum waren Sie über die Situation verärgert?“). Jede Frage signalisiert deinem Gesprächspartner, dass du sie oder ihn ernst nimmst und dem Gespräch aufmerksam folgst – zudem räumst du deinem Gegenüber stets die Möglichkeit ein, die gesagten Worte zu überdenken. Für dich als gute Zuhörerin sind Fragen also unerlässlich.
Der oder dem anderen wahrhaftig zuhören zu wollen bedeutet, den Worten des Gegenübers volle Aufmerksamkeit zu schenken. Dein eigenes Ego sollte sich demnach hintenanstellen, wenn du eine gute Zuhörerin sein möchtest. Die komplexen Prozesse, die das Zuhören so anstrengend machen, beanspruchen viele deiner verfügbaren kognitiven Ressourcen. Ist ein Zuhörer mit dem ständigen Werten und Beurteilen der wahrgenommenen Informationen beschäftigt, erschwert das den gesamten Verständnisprozess.
Sei als gute Zuhörerin möglichst unvoreingenommen, damit das Gesagte nicht von deinen persönlichen Meinungen und Vorstellungen überlagert wird. Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass du keine eigene Meinung haben darfst. Im Gegenteil: gib deinem Gesprächspartner dein ehrliches Feedback, aber warte damit, bis er all seine Standpunkte dargelegt hat. Du darfst und solltest Überzeugungsarbeit leisten, deinen Kommunikationspartner jedoch stets ausreden lassen.
Die Fähigkeit des Zuhörens ist eng verknüpft mit der Fähigkeit zur Empathie. Einem Menschen aufmerksam zuzuhören bedeutet gleichzeitig, in ihn hinein zu horchen. Wer seinen Gesprächspartner wirklich verstehen möchte, muss dem Gesagten empathisch begegnen. Bei einem Gespräch werden nicht ausschließlich überprüfbare Fakten übertragen, sondern oftmals auch – sei es bewusst oder unbewusst – emotionale Regungen, die sich an die Empfängerin oder den Empfänger richten.
Je einfühlsamer du mit deinem Gesprächspartner umgehst, desto leichter wird es dir fallen, die wesentlichen Informationen zu entschlüsseln. Schenke nicht nur dem gesprochenen Wort deine Aufmerksamkeit, sondern lasse zu, dass du emotionale Signale wahrnehmen kannst. Höre auf das Zittern der Stimme deines Gesprächspartners, auf ihren Klang oder achte auf die Pausen zwischen einzelnen Worten. Als guter Zuhörer arbeitest du allerdings nicht nur mit deinen Ohren, sondern „hörst“ auch mit deinen Augen – nämlich dann, wenn es darum geht, die Körpersprache deines Gegenüber zu erkennen und zu deuten.
Emotionale Belastungen oder anhaltende Stresssituationen beeinträchtigen die Fähigkeit des Zuhörens erheblich. Wer negativ belastet ist büßt so einen Teil seiner erlernten Kommunikationsstärke ein. Deutlich wird das bereits im Kindesalter, wo die Fähigkeiten zur auditiven Verarbeitung erst entwickelt werden. Wo im Alltag unzählige auditive Reize auf einen (jungen) Menschen einprasseln, kann sich schnell eine Überforderung bei der Wahrnehmung und Verarbeitung entwickeln. Verstärkt wird dies durch den Umstand, dass Menschen hörbare Reize nur schwer ausblenden können: selbst mit Ohrstöpseln ist es niemals komplett geräuschlos.
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