Wege aus der emotionalen Abhängigkeit

Am Anfang jeder möglichen Veränderung steht die Einsicht. Nur leider dauert es oft sehr lange, bis diese Einsicht möglich wird. In vielen Fällen muss der Leidensdruck unerträglich werden, damit Menschen sich eingestehen, dass sie etwas an ihrem Leben bzw. an sich ändern müssen.

Wenn du in deiner Beziehung unglücklich bist, du glaubst, dass dich nur eine Beziehung glücklich machen kann, du von deinem Partner erwartest, dass er all deine Probleme – wie etwa einen niedrigen Selbstwert, ein negatives Selbstbild oder generelle Gefühle der Minderwertigkeit – löst und du meinst, dein Partner müsse zu jeder Zeit all deine Bedürfnisse befriedigen, solltest du dir eingestehen, dass emotionale Abhängigkeit in deinem Leben eine große Rolle spielt.

Persönlichkeiten, die sich immer wieder in Abhängigkeitsbeziehungen begeben, suchen sich meistens Partner, die genau jene Eigenschaften vorweisen, die sie selbst nicht zu besitzen glauben. So wird der Partner dazu benutzt, die eigenen Unzulänglichkeiten aufzufüllen. Tut er dies irgendwann nicht mehr, ist selbstverständlich auch die Beziehung in Gefahr, da einer ihrer wichtigen Grundpfeiler zu wackeln begonnen hat. Ein solches Muster verhindert jedoch nicht nur eine erwachsene und reife Beziehung, sondern schadet auch dir selbst.

Viel besser, als den Partner als Lückenbüßer zu benutzen, wäre es nämlich, wenn du die von dir wahrgenommenen Lücken selbst füllen würdest. Du fühlst dich schwach und hilflos und wärst insgeheim gerne stark und selbstbestimmt? Dann suche dir nicht einen Partner, der diese Eigenschaften mitbringt, sondern beginne an dir zu arbeiten! Und scheue dich nicht davor, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Liebe ist ein Kind der Freiheit. Indem du deinen Partner oder auch andere Menschen in deinem Leben zu steuern und kontrollieren versuchst, erstickst du die Liebe und schaffst ein Klima des Misstrauens und der Heimlichtuerei. Anstatt zu versuchen, das Verhalten anderer zu beeinflussen, solltest du ganz bei dir bleiben und lieber dein Verhalten ändern. Denke immer daran: Andere Menschen kann man niemals ändern, nur sich selbst.

Wenn du nun eine Veränderung deiner momentanen Situation bewirken willst, kann dir das nur gelingen, indem du dein Verhalten änderst. Dies ist zwar sicherlich der schmerzhaftere Weg, dafür jedoch der einzig ehrliche und vor allem dauerhafte. Konzentriere dich auf dich selbst, erkenne deine wahren Bedürfnisse und arbeite an deinem Selbstwertgefühl, um dem Teufelskreis aus Kontrolle und Manipulation zu entkommen.

Menschen in Abhängigkeitsbeziehungen haben oft schon früh gelernt, bestimmte Rollen einzunehmen. Dabei kann es sich um das Opfer ebenso handeln wie um die Hilflose oder die Retterin. Gerade Letztere ist typisch für Frauen, die oft jahre- oder gar jahrzehntelang in Partnerschaften mit misshandelnden und suchtkranken Männern verharren. Hier spielen Gedanken wie “Ohne mich ist er verloren” und “Ich bin sein letzter Anker” oft Schlüsselrollen.

Umso wichtiger ist es daher für dich, zu erkennen, ob auch du in Beziehungen immer wieder bestimmte Rollen einnimmst, und ob dich die entsprechenden Gegenstücke als Partner ansprechen. Um Abhängigkeitsmuster zu überwinden, ist es wichtig, diese Rollen zu erkennen und aufzulösen. Auch hier solltest du wiederum an deinem Selbstwertgefühl arbeiten, denn meistens steckt hinter eingeübten Rollen das alte Muster, nur als Erfüllerin einer bestimmten Aufgabe liebenswert zu sein.

Loszulassen fällt vielen Menschen sehr schwer. Leider sind wir jedoch oftmals im Leben gezwungen, geliebte Menschen, Situationen und Träume loszulassen. Ob Loslassen tatsächlich gelingt, hängt davon ab, ob du es schaffst, deinen Blick nach vorne zu richten, oder ob du dich krampfhaft an negative Ereignisse klammerst. Wer in Schmerz, Trauer und Kränkung verharrt, vergibt sich selbst die Chance auf eine positive Zukunft.

Natürlich ist es ganz normal, zum Beispiel nach einer Trennung traurig, verletzt und wütend zu sein. Einige Menschen kultivieren diese Gefühle jedoch regelrecht und weigern sich vehement, diese loszulassen. Im Gegensatz dazu solltest du akzeptieren, dass das Leben nicht immer so läuft, wie du es gerne hättest, und die Welt manchmal einfach ungerecht ist, du jedoch die Macht hast, deine Gefühle zu steuern.

Mehr Tipps dazu, wie du eine Trennung verarbeiten kannst, findest du hier.

Wenn du dich in einer Abhängigkeitsbeziehung befindest, jedoch Angst vor einer Trennung hast, solltest du dir vor Augen führen, was du durch diese verlieren und gewinnen könntest. In den meisten Fällen ist der Gewinn sehr viel größer als der Verlust, wenngleich sich Letzterer auch wesentlich schlimmer anfühlt, als er in Wirklichkeit ist. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Trennung eine Lücke hinterlässt, die du plötzlich sehr unangenehm spürst und die zuvor dein Partner gefüllt hat.

Nun ist es deine Aufgabe, diese Lücke selbst zu füllen – etwas, womit gerade Menschen in emotionalen Abhängigkeiten große Schwierigkeiten haben. Das heißt jedoch nicht, dass du es nicht lernen könntest: Mache dich zur Priorität, finde Hobbys, die dich interessieren, probiere Neues aus und tu dir Gutes. Denk immer daran: Nur du kannst dich glücklich machen.

Du sagst zu häufig „Ja“, wenn du eigentlich „Nein“ meinst? Dann können dir diese Tipps zum Neinsagen lernen weiterehelfen. Außerdem könnte dich auch interessieren, wie selbstbewusste Frauen handeln.

Abhängigkeitsbeziehungen gehen oft mit sozialer Isolation einher. Umso wichtiger ist es daher, dass du dich nach außen orientierst und neue Kontakte knüpfst. Das ist vielleicht eine Überwindung für dich, dabei jedoch von essenzieller Bedeutung, um Abhängigkeitsmuster zu überwinden.

Versuche dabei, dich nicht nur auf eine oder zwei Personen zu konzentrieren, sondern baue einen möglichst großen Kreis an Kontakten auf. So lernst du nicht nur interessante Persönlichkeiten kennen, die dich vielleicht in deinem neuen Leben inspirieren werden, sondern entdeckst womöglich auch die eine oder andere neue Leidenschaft in dir.
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