Fremdbestimmung ade – So bestimmst du wieder selbst über dein Leben
Ratschläge anzunehmen ist kein Fehler. Wenn ein Mensch sich aber nur noch von Ratschlägen anderer leiten lässt, verschwimmt die Grenze zwischen Autonomie und Fremdbestimmung schnell. Wer seinen eigenen Ansichten und Einstellungen nicht voller Überzeugung folgen kann, fühlt sich beengt und in seiner Freiheit eingeschränkt. Aus dem Wunsch gemocht zu werden, entsteht der Zwang die Meinungen anderer Menschen hinzunehmen ohne seine eigene Position vor Augen zu haben. Sich ständig anzupassen, um von anderen nett gefunden zu werden, kann der Einstieg in eine Abwärtsspirale sein. Selbstbestimmt zu entscheiden bedeutet selbstbestimmt zu leben: Die folgenden Tipps helfen dir dabei, dich um deine Angelegenheiten selbst zu kümmern und der Fremdbestimmung ade zu sagen.
Unsere Tipps
In einem gewissen Maß sind fremdbestimmte Situationen jedem Menschen bekannt. Kinder werden von ihren Eltern erzogen. Erwachsene werden häufig im Arbeitsleben mit Anweisungen ihrer Vorgesetzten konfrontiert, die ihr Handeln zum Teil bestimmen. Fremdbestimmung solltest du daher immer als das sehen, was sie ist: einen Umstand, der von außen an dich heran getragen wird. Das Wissen über die Steuerungsmechanismen kann dir dabei helfen, deine eigene Position zu überdenken. Lenke in fremdbestimmten Situationen deinen Fokus bewusst auf deine eigenen Gedanken und frage dich, wohin diese dich führen würden, wenn du reagierst. Bist du davon überzeugt, es handelt sich um deine persönliche Angelegenheit, kannst diese auch beeinflussen.
Die Grenzen zwischen Fremdbestimmung und Abhängigkeit sind fließend. Wer ständig fremdbestimmt lebt, stellt seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurück. In dem Streben, Grundbedürfnisse wie Schutz,
Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren, unterscheiden sich Menschen nicht. Die individuelle Bedürfnisebene hingegen ist verknüpft mit Gedanken und Erfahrungen aus deinem Leben. Arbeite deine Wünsche und
Bedürfnisse konkret aus und fertige zur Hilfe eine Liste an, in der du erfasst, was du für dich tun möchtest. Oft stellt sich dann heraus, dass du in der Vergangenheit bereits vieles umgesetzt hast, um deine Bedürfnisse
schrittweise zu erfüllen. Vielleicht bist du den Weg nur nicht bis zum Ende gegangen? Versuche ein Bewusstsein dafür zu erreichen, wie sich zwischenmenschliche Grundbedürfnisse von deinen ganz individuellen Bedürfnissen unterscheiden und auch wo du, durch einen zu starken Fokus auf Außen, in Abhängigkeiten geraten sein könntest, die dich hindern dein Leben frei und selbstbestimmt zu führen.
Der Alltag steckt voller Situationen, in denen man etwas tun „muss“ statt es sich wirklich zu wünschen. Nach einem anstrengenden Arbeitstag schnell einkaufen zu müssen oder zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett
gehen zu müssen sind dabei nur zwei Beispiele. Ähnlich verhält es sich mit der umgekehrten, negativen Form des Müssens: das nicht Dürfen. Durch das ständige Befolgen von Regeln eliminieren Menschen ihre Handlungsalternativen. In der Folge wird das Ausüben von freien Willensentscheidungen blockiert. Hinterfrage daher auch in alltäglichen Situationen, ob du etwas wirklich tun musst oder ob dir Optionen offen stehen, für die du dich bewusst entscheiden kannst.
Als biologische Wesen werden Menschen auch durch biologische Prozesse gesteuert. Fremdbestimmungen hinzunehmen resultiert zumindest teilweise aus angelerntem Vermeidungsverhalten. Das Limbische System im Gehirn spielt dabei eine entscheidende Rolle. In Gefahrsituationen werden von den Mandelkernen reflexartige Reaktionen ausgelöst – so auch in Angstsituationen. Weil Emotionen besonders fest im Gedächtnis verankert sind, wird das menschliche Handeln schon weit vor Eintritt einer konkreten ängstigenden Erfahrung beeinflusst. Mache dir bewusst, dass du dich aus Angst vor negativen Erlebnissen durch abwehrendes Verhalten beruhigst und diese Vermeidungsreaktionen von dir als bestärkendes Handeln empfunden werden. Das Bewusstmachen von automatischen Abwehrreaktionen lässt dich in den richtigen Momenten innehalten, um zu überprüfen, was hinter deinen Reaktionen steckt.
Das Internet trägt zu einem großen Teil zur Meinungsbildung bei. Informationen über Menschen sind tagesaktuell verfügbar und durch Soziale Medien, Blogs und Webseiten stets in der virtuellen Welt präsent. Informationen, die du von dir im Internet hinterlässt, werden von anderen auf vielfältige Weise interpretiert. Egal ob Fotos, Texte oder Videoaufnahmen: jedes Informationsfragment kann im weltweiten Netz ein Eigenleben entwickeln, das sich deiner Kontrolle – und damit deiner Selbstbestimmung – entzieht. Je umfangreicher die Freigabe deiner Daten ist, desto weniger Einflussmöglichkeiten bieten sich. Das Fremdbild entfernt sich somit immer mehr von einem Eigenbild. Auch weil Klarstellungen in der Flut von Interpretationen untergehen. Gehe daher sorgsam und verantwortungsvoll mit der Veröffentlichung von privaten Informationen um.
Handlungsempfehlungen beinhalten immer auch die Gründe dafür, weshalb bestimmte Ratschläge besser von dir befolgt werden sollten. Fremdbestimmung ist daher oft verbunden mit der Verfügbarkeit von Informationen. Je mehr Wissen dir in einer bestimmten Situation zur Verfügung steht, desto leichter fällt es dir, mit deinen Mitmenschen zu sprechen. Einen gut gemeinten Rat durch das Anbringen von Argumenten abzulehnen ist einfacher als einem bloßen Bauchgefühl zu vertrauen – auch wenn das Ergebnis gleich sein kann. Mit vertrauten Personen können Konfliktgespräche in Rollenspiel-Settings geübt werden: das gibt Sicherheit für Situationen, in denen es auf Konfliktwiderstand und Meinungsbildung ankommt. Behalte dabei stets im Hinterkopf, dass du immer eine Wahl hast und nur du die Konsequenzen deines Handeln trägst.
Dass Stress der Gesundheit schadet ist allgemein bekannt. Vor allem im Arbeitsleben wirken sich Belastungen langfristig negativ auf das Wohlbefinden aus. Eine besondere Rolle nehmen fremdbestimmte unregelmäßige Arbeitszeiten ein. Angestellte, denen es bei der Arbeitszeitgestaltung an Autonomie mangelt, empfinden diesen Umstand als Quelle für erhöhten Stress. Für spürbare Entlastung kann Flexibilität bei der Einteilung der Arbeitsstunden sorgen. Gänzlich frei sollte dein Arbeitszeitrahmen aber auch nicht sein: Beschäftigte, die ihre Arbeitszeiten innerhalb eines festgelegten Rahmen einteilen können, verspüren den wenigsten Stress. Verspürst du bei der Arbeit einen erhöhten Druck, dessen Quelle du bei deiner Arbeitszeitgestaltung verortest, solltest du ein Gespräch mit deinem Chef anstreben. Gleitzeitregelungen und mehr Selbstbestimmung bei der Zeitgestaltung verringern deinen Stress und machen dich leistungsfähiger. Diesem Argument kann dein Vorgesetzter kaum widerstehen.
Innere Zustände können sich nicht nur auf das geistige, sondern auch spürbar auf das körperliche Wohlbefinden auswirken. Carol D. Ryff, Mitbegründerin der Positiven Psychologie, hat in einer Studie belegt, dass der emotionale Status sogar das Immunsystem stärken kann.
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