Autobiografisches Schreiben – schriftlich zur Selbsterkenntnis
Unsere Tipps
Wie schon in der Einleitung erwähnt, kannst du entweder für dich selbst oder für andere schreiben. Die Herangehensweise unterscheidet sich bei diesen Möglichkeiten: Wenn du für andere schreibst, sollte das Geschriebene nachvollziehbar, gut strukturiert und von einer gewissen schreiberischen Qualität sein. Schließlich soll deine Familie ja Freude am Lesen haben und sich nicht durch deine Geschichte hindurchquälen. Schreibst du hingegen zum Zweck der Selbsterkenntnis, dann darf das Geschriebene auch völlig durcheinander gehen. Du kannst persönlichere Geschichten aufschreiben, deinen Emotionen freien Lauf lassen und einfach mal sehen, was passiert. Unser Tipp: Beginne zunächst mit dem Schreiben für dich selbst. Wenn du möchtest, kannst du später noch Auszüge aus deinen Niederschriften umgestalten und neu zusammenfassen, um auch anderen deine Geschichte verfügbar zu machen.
Erinnerungen sind leider trügerisch. Im Gedächtnis können sich Begebenheiten vermischen, unklar werden oder ganz verschwinden. Viele Erinnerungen sind zwar sicher gespeichert, müssen aber zunächst mit Aufmerksamkeit abgerufen werden. Hilfreich sind dabei zum Beispiel Fotoalben, alte Briefe und Gegenstände, die du noch von früher besitzt. Und natürlich helfen dir Gespräche mit anderen weiter. Unterhalte dich zum Beispiel mit deinen Geschwistern, wie eure Kindheit war und an was sie sich erinnern. Erwecke im Gespräch mit deinen Freunden und Freundinnen gemeinsame Erinnerungen neu oder sprich mit deinem Partner/deiner Partnerin über frühere Phasen eurer Beziehung. Wenn du magst, suche Orte deiner Vergangenheit auf. Vielleicht steht zum Beispiel deine alte Schule noch? Was hat sich dort verändert? Welche Emotionen und Erinnerungen werden wach, wenn du vor dem Gebäude stehst? Wichtig: Mache dir sofort Notizen, wenn Erinnerungen in dir hochkommen. Sie können sehr flüchtig sein. Das bedeutet auch, dass du ab sofort immer ein Notizbuch bei dir haben solltest.
Manchmal werden die Themen geradezu aus dir herausfließen, manchmal wird es schwieriger sein, Stoff für ein neues Kapitel zu finden. Um die Ideen wieder sprudeln zu lassen, kannst du kreative Schreibmethoden verwenden. Nutze zum Beispiel eine Mindmap. Bei dieser Technik setzt du einen Begriff in die Mitte eines großen Blattes. Das könnte zum Beispiel „Grundschule“, „erste Liebe“ oder „meine Heimat“ sein. Dann schreibst du Begriffe auf, die du mit dem Thema verbindest. Werte nicht, sondern schreibe zunächst alles auf, was dir einfällt. Jeder neue Gedanke bekommt einen eigenen „Ast“, der von der Mitte ausgeht. Dieser darf sich weiter verzweigen und die Basis für neue Gedanken bieten. Auf diese Weise kommen Ideen zum Vorschein, auf die du auf Anhieb gar nicht gekommen wärst.
Autobiografisches Schreiben kann sich auch an vorgegebenen Strukturen orientieren. Eine wertvolle Hilfe bieten Einschreibbücher, die dich mit Fragen und Anregungen zum Schreiben inspirieren. Beispiele für solche Ausfüllbücher sind:
Fast in jedem Leben gibt es Themen, an die wir am liebsten gar nicht denken wollen: erlebte Verletzungen, Trennungen, Krankheiten, Verluste. Vielleicht weißt du sofort, welche Themen das in deinem Leben sind, vielleicht tauchen sie aber auch erst nach und nach auf. Das autobiografische Schreiben ist ein mächtiges Werkzeug, um solche schweren Themen ins Bewusstsein zu rufen, zu hinterfragen und aufzuarbeiten. Allerdings birgt das auch Gefahren: Du könntest überfordert sein und dich mit Dingen konfrontiert sehen, mit denen du nicht zurechtkommst. Nähere dich diesen Themen deshalb vorsichtig an. Streife sie zunächst am Rande und beobachte dann erst einmal, was das mit dir macht. Sorge dafür, dass du einen Ansprechpartner hast, an den du dich wenden kannst, wenn alles zu viel werden sollte. Und suche dir im Zweifelsfall professionelle Hilfe, um Traumata aufzuarbeiten.
Beim Schreiben wird sowohl Schönes als auch Schlimmes auftauchen. Was überwiegt, hängt nicht nur von deiner persönlichen Geschichte, sondern auch von deiner Wahrnehmung ab. Natürlich sollst du Negatives nicht unter den Tisch fallen lassen. Achte aber darauf, dass du dabei den Blick für das Schöne nicht verlierst. Frage dich deshalb immer wieder: „Was hat es mir gebracht? Welche guten Dinge sind daraus entstanden?“ Suche gezielt nach schönen Momenten und bringe auch sie zu Papier, nicht nur die schmerzvollen.
Die eigene Geschichte mit ihren vielen Facetten, Emotionen und Erlebnissen ist nicht in ein paar Tagen erzählt. Du kannst dich damit lange Zeit beschäftigen und dir wird immer wieder etwas Neues einfallen. Wenn dir das Schreiben gut tut, solltest du es als tägliche Gewohnheit etablieren: Schreibe jeden Tag zu einer festen Zeit, wenigstens ein paar Minuten lang. Manche positiven Ergebnisse des autobiografischen Schreibens zeigen sich, wie bei vielen anderen Dingen auch, erst nach längerer Zeit. Hast du dir eine fest Gewohnheit geschaffen, kannst du Durststrecken leichter überstehen.
Die meisten Menschen haben keine Erinnerungen an ihre ersten drei bis vier Lebensjahre. Wann setzt deine früheste Erinnerung ein?
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