Endgültiger Abschied – mit Trauer umgehen
Unsere Tipps
Über Trauer zu sprechen, ist nicht ganz einfach. Einerseits sind die gewaltigen Gefühle, die einen Trauernden überrollen können, kaum in Worte zu fassen. Andererseits haben viele Menschen Sorge, einem anderen ihre Trauer zuzumuten. Trotzdem (oder gerade deswegen) ist es wichtig, mit anderen zu sprechen. Den Tod eines geliebten Menschen ganz alleine zu verarbeiten, das ist schwer. Sprich deshalb mit anderen über deinen Verlust, teile deinen Schmerz mit vertrauten Menschen, dann ist er viel leichter zu tragen. Wenn du in deiner Familie oder deinem Freundeskreis niemanden hast, mit dem du über deine Trauer sprechen kannst (oder deine Vertrauten nicht überstrapazieren willst), kannst du dir auch bei einer Psychotherapeutin, einem Coach oder einer Trauerberaterin die Möglichkeit zum Gespräch suchen. Örtliche Hospizvereine bieten oft auch Trauergruppen an, in denen sich Menschen mit Verlusten austauschen und gegenseitig unterstützen können.
Trauer ist ein langer und vielschichtiger Prozess, und er ist sehr individuell. Es gibt vielleicht Phasen, in denen es dir gut geht und alles gar nicht so schwierig erscheint, und andere, in denen du in ein tiefes Loch stürzt. Vielleicht kommen dir dauernd die Tränen, vielleicht weinst du kaum oder gar nicht. Vielleicht wirst du ohne ersichtlichen Grund wütend oder hast Angst, vielleicht gibt es aber auch Phasen voller Dankbarkeit und sogar Freude. Vielleicht stürzt du dich sofort wieder in die Arbeit, vielleicht dauert es auch länger, bis du deinen Alltag wieder normal bewältigen kannst. All diese und noch unzählige weitere Facetten des Trauerns sind ganz normal und völlig in Ordnung. Es ist einfach deine ganz persönliche Art, mit dem Verlust um zugehen, und das ist gut so. Lass dich nicht von den „Trauerphasen“ beeindrucken, von denen man manchmal liest. Zwar finden diese bei den meisten Trauernden in der einen oder anderen Form statt, aber nur sehr selten gibt es einen klaren zeitlichen Ablauf. Die einzelnen Phasen können übersprungen werden, ineinander übergehen, in einer anderen Reihenfolge ablaufen oder immer wiederkommen. Auch wenn deine eigene Trauer diesen „vorgeschriebenen“ Phasen nicht entspricht, ist das also völlig normal.
Tod und Trauer haben in unserer Gesellschaft nur wenig Platz. Man bekommt leicht den Eindruck, man müsste schon nach kurzer Zeit wieder komplett im Alltag angekommen sein. Doch Trauer ist ein langer Prozess. Nicht umsonst gab es früher ein Trauerjahr. Innerhalb eines Jahres gibt es immer wieder neue Herausforderungen, die man ohne den geliebten Menschen noch nicht erlebt hat: den Geburtstag des Verstorbenen, das erste Weihnachten, der erste Urlaub und viele weitere Gelegenheiten bis hin zum ersten Todestag. Nach diesem Jahr fällt den meisten Menschen die Trauer leichter. Doch auch hier gilt: Richtig oder Falsch gibt es nicht. Je nach Situation und Persönlichkeit kann die Trauer schon nach wenigen Tagen oder Wochen nachlassen oder sie kann mehrere Jahre dauern. Lass dir also Zeit, du wirst nach und nach merken, wie es immer ein wenig leichter wird, mit dem Verlust und der Trauer umzugehen. Immer mehr wird es möglich sein, auch wieder Freude zu empfinden und das Leben zuzulassen und zu genießen. Doch das geht nicht von heute auf morgen.
Irgendwann kann das schmerzliche Vermissen in eine Art melancholische Traurigkeit übergehen, und schließlich in Dankbarkeit darüber, dass man den Verstorbenen kannte und viel Schönes mit ihm oder ihr erleben durfte. Bis es so weit ist, kann es hilfreich sein, bewusst Erinnerungen zu sammeln. Schau dir ruhig Fotos an, erzähle Anekdoten über den Verstorbenen und gemeinsame Erlebnisse und erinnere dich ganz bewusst an die schönen Zeiten, auch wenn es noch schmerzt. Wenn du möchtest, führe Tagebuch darüber, wie es dir geht und wie du dich an den Verstorbenen erinnerst. Es gibt sogar spezielle Tagebücher für die Zeit der Trauer, die dir mit Impulsen und Fragen helfen, deine Erinnerungen zu sortieren und zu bewahren. Zwei Beispiele sind „Ich will dich nicht vergessen“ von Jo Eckart und „Für immer in meinem Herzen“ von Stefanie Wiegel.
Wenn absehbar ist, dass ein geliebter Mensch sterben wird, kannst du schon vieles tun, um die Trauer nach dem Tod abzumildern. Verbringt noch so viel schöne Zeit miteinander wie möglich, auch wenn es schmerzhaft ist. Sprich Dinge an, die vielleicht noch zwischen euch stehen. Erinnert euch gemeinsam an schöne Zeiten und Momente. Sprecht über die Bestattung und darüber, was der Sterbende sich in den letzten Stunden, Tagen oder Wochen noch wünscht. Solche Momente und innigen Gespräche werden von vielen Trauernden im Nachhinein als sehr hilfreich empfunden.
Die Trauer kann uns so sehr überwältigen, dass für nichts anderes mehr Platz zu sein scheint. Wir können nicht schlafen, essen vielleicht zu wenig (oder viel zu viel) und spüren unsere eigenen Bedürfnisse kaum noch. Umso wichtiger ist es, dass du auch in der Trauerzeit immer wieder Dinge tust, die dir gut tun. Nimm ein schönes Bad, schau dir den Sonnenuntergang an, besuche Freunde, koche dir dein Lieblingsessen oder gönne dir das Buch, das du schon lange lesen wolltest. All diese Dinge sorgen dafür, dass dein Lebensmut wieder wachsen kann. Falls du ein schlechtes Gewissen hast, wenn es dir gut geht (und das geht vielen Trauernden so), hilft dir vielleicht dieser Gedanke: Der Verstorbene würde doch wollen, dass es dir gut geht, oder nicht?
Je näher dir der Verstorbene stand, umso größer werden auch die Veränderungen für dein eigenes Leben sein. Besonders, wenn du mit dem Verstorbenen zusammengelebt hast, ist plötzlich alles anders. Viele Menschen wollen zunächst einmal alles so lassen, wie es ist. Nach und nach wird es aber notwendig, auch die Veränderungen im Alltag zu akzeptieren. Mach dir klar: Der Verstorbene braucht die Dinge, die er zurückgelassen hat, nicht mehr. Du darfst sie weggeben und die Umgebung so gestalten, wie du dich wohlfühlst. Dadurch wird die Liebe zum Verstorbenen nicht kleiner. Das soll natürlich nicht heißen, dass du sofort alle Besitztümer des Verstorbenen wegwerfen sollst. Aber wenn du selbst bereit bist, darfst du alle Veränderungen anstoßen, die dir gut tun – ganz ohne schlechtes Gewissen.
Wenn ein Mensch im Sterben liegt, können ehrenamtliche Helfer aus Hospizvereinen eine große Unterstützung sein. Oft bieten die Vereine auch Trauergruppen an, die man nach dem Tod eines geliebten Menschen besuchen kann.
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