Mit der Midlife-Crisis umgehen.
Dass die „Midlife-Crisis“ nur Männer trifft, ist ein Klischee: Männer wie Frauen haben in der Lebensmitte mit den Veränderungen zu kämpfen. Bei Frauen wird die Krise allerdings häufig mit den hormonellen Veränderungen der Wechseljahre in Verbindung gebracht, was nicht zutreffen muss. Sie beginnt bei vielen Betroffenen zwischen 40 und 50. Jetzt fragen sie sich, was sie mit ihrem Leben noch anfangen wollen, ob sie angestrebte Lebensziele erreicht haben. Auch die körperlichen Veränderungen tragen zur Krise bei, genauso wie die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit. Die Midlife-Crisis ist aber auch eine wertvolle Chance. Wir zeigen dir, wie du konstruktiv mit ihr umgehst.
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Auch wenn gerade vielleicht alles grau aussieht: Die Midlife-Crisis lohnt sich. Die meisten Menschen gehen nach einigen Jahren mit gestärktem Selbstvertrauen und einem positiven Gefühl der Reife und des Lebensglücks hervor. Der Grund: Die Lebenskrise ist eine Chance, die Weichen noch einmal neu zu stellen, Dinge zu verändern und neue Lebensziele anzustreben und umzusetzen. Sehr vielen Frauen und Männern gelingt das. Dieses Wissen kann helfen, die Krise als vielleicht schmerzhaften, aber notwendigen und lohnenden Lernprozess zu sehen.
Die Midlife-Crisis ist keine psychische Krankheit, sondern eine ganz normale Entwicklungsphase, die sehr viele Menschen betrifft. Sie ist also zwar unangenehm, aber nicht bedenklich oder beunruhigend. Allerdings kann sie auch leicht mit anderen Problemen verwechselt oder „in einen Topf geworfen“ werden: mit einer Depression beispielsweise oder mit einem Burn-out-Syndrom. Wenn du dir unsicher bist, ob hinter deinen Schwierigkeiten mehr steckt, solltest du deinen Arzt/deine Ärztin darauf ansprechen. Es gibt medizinische Testverfahren, die eine behandlungsbedürftige Krankheit ausschließen oder bestätigen können. Wenn eine Depression oder ein Burn-out-Syndrom vorliegen sollte, lässt es sich behandeln. Wenn nicht, weißt du zumindest, dass du in einer „normalen“ Krise steckst, die du selbst bewältigen kannst.
Etwa ab Mitte 40 stellen sehr viele Menschen fest, dass sie etwas ändern müssen. Beruflich bewegt sich nicht mehr viel, die angestrebten Karriereziele sind entweder schon erreicht oder scheinen nicht mehr erreichbar zu sein. Kinder sind vielleicht schon aus dem Haus oder nabeln sich zumindest jetzt ab. Dazu kommen die körperlichen Veränderungen. Die Fitness lässt nach, die Wehwehchen nehmen zu, die jugendliche Schönheit schwindet. Mit der Krise umgehen, das bedeutet jetzt vor allem, Bilanz zu ziehen. Nimm dir Zeit, um dir folgende und ähnliche Fragen zu beantworten:
- Was habe ich im Leben schon erreicht?
- Welche Lebensziele konnte ich bisher nicht umsetzen?
- Was ist mir wirklich wichtig im Leben?
- Was bräuchte ich, um wieder zufriedener zu sein?
- Wo will ich mich in zehn oder 20 Jahren sehen?
Wenn du dir über deine (schon erreichten und noch ausstehenden) Lebensziele klar wirst, kannst du die notwendigen Veränderungen einleiten, um in der zweiten Lebenshälfte weiterhin glücklich und sinnerfüllt zu leben.
Betrachtet man das Klischee der Midlife-Crisis, dann handelt es vor allem vom Ausbrechen: Menschen brennen mit viel jüngeren Geliebten durch, kündigen ihren Job, gehen plötzlich auf Weltreise oder kaufen sich ein Motorrad. Diese Fälle zeigen, dass sich sehr viele Menschen in der Lebensmitte Veränderungen wünschen. Diese müssen aber nicht so drastisch sein. Durchbrich die Routine deines beruflichen und privaten Lebens, indem du dir neue Aufgabenfelder suchst: Bewirb dich für einen neuen Arbeitsplatz oder eine andere Abteilung. Sprich mit deinen Vorgesetzten darüber, ob du in deinem Job andere Aufgaben übernehmen kannst. Suche dir ein Ehrenamt, das dir Spaß macht und dir neue, wichtige Aufgaben gibt. Oder beginne ein neues, spannendes Hobby. Wenn du gerade gar nicht weißt, was dir Spaß machen könnte, dann probiere einfach einige Sachen aus. Die Volkshochschulen bieten zum Beispiel die Möglichkeit, mit geringen Kosten und Verpflichtungen in die unterschiedlichsten Sportarten, kreativen Tätigkeiten oder wissenschaftlichen Themen hinein zu schnuppern.
Auch wenn es gerade vielleicht ganz schön düster aussieht: Die Midlife-Crisis ist nicht die erste Krise, die du durchmachst. Psychologen haben festgestellt, dass es im Leben der meisten Menschen etwa alle zehn Jahre eine ähnliche Krise gibt: in der Pubertät, nach der Schule, nach der Ausbildung, in der Lebensmitte. Mehrere Lebenskrisen hast du also schon überwunden. Das wird dir mit dieser auch gelingen!
Pasqualina Perrig-Chiello, eine Schweizer Professorin für Entwicklungspsychologie, hat umfangreiche Untersuchungen darüber durchgeführt, was Menschen in der Lebensmitte glücklich macht. Sie hat festgestellt: Besonders zufrieden sind Menschen, die etwas an die nachfolgenden Generationen weitergeben und damit Spuren hinterlassen. Selbst Menschen, die eigene Kinder haben, profitieren davon, sich zusätzlich für andere Kinder und Jugendliche einzusetzen. Wenn das auch etwas für dich sein könnte, dann suche dir in diesem Bereich ein Aufgabenfeld. Das kann im privaten Umfeld genauso geschehen wie in einem Ehrenamt. Erkundige dich zum Beispiel, ob es in deinem Ort Flüchtlingskinder gibt, die deine Hilfe brauchen können. Oder setze dich in einer Nachmittagsbetreuung oder bei der Hausaufgabenhilfe ein.
Klar: Wenn in deiner Beziehung etwas grundlegend schief läuft, ist eine Trennung ein guter Weg. Aber gerade in der Midlife-Crisis ist die Gefahr groß, eine langjährige Beziehung für etwas Neues aufzugeben. Ein neuer, vielleicht jüngerer Partner scheint mehr Aufregung und Leidenschaft ins Leben zu bringen. Die Spannung hält aber oft nicht lange an. Vielleicht gelingt es dir gemeinsam mit deinem Partner auch, eure Beziehung wieder spannender und liebevoller zu gestalten. Helfen können dabei eine Paartherapie oder Eheberatung.
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