Kontaktabbruch – Wenn Kinder sich abwenden
Wenn erwachsene Kinder keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern wollen, ist das ein großer Schock. Besonders schlimm für viele Mütter und Väter ist die Frage nach dem Warum. Sie tragen neben dem schmerzhaften Verlust auch noch diffuse Schuldgefühle mit sich herum. Meist kommt das Gefühl dazu, mit dem Problem ganz alleine zu sein.
Doch es gibt mehr „verlassene Eltern“, als die meisten denken: Ein Kontaktabbruch vonseiten der Kinder kommt gar nicht so selten vor. Wir geben dir Tipps, wie du damit besser umgehen kannst.
Unsere Tipps
Hoffnung gibt es auch bei einem Kontaktabbruch: Nicht immer ist er von Dauer. In vielen Fällen ist nur eine Auszeit nötig, dann können sich Eltern und Kinder wieder annähern. Natürlich gibt es dafür keine Garantie, aber die Chancen stehen nicht so schlecht. Hab Geduld.
Auch wenn es unendlich schwerfällt: Respektiere die Entscheidung deines Kindes. Dein Sohn oder deine Tochter hat diese Entscheidung aus wichtigen Gründen gefällt, auch wenn du diese nicht kennst oder nicht nachvollziehen kannst. Ständige Kontaktversuche verschlimmern die Situation eher noch. Halte dich deshalb zurück. Hin und wieder ein Hinweis zur Gesprächsbereitschaft ist völlig in Ordnung, aber du solltest dein Kind keinesfalls bedrängen.
Wenn Kinder den Kontakt abbrechen, ist das für die Eltern furchtbar. Es ist sehr schwer, mit dem Schmerz, der Trauer, den Warum-Fragen und den Schuldgefühlen fertig zu werden. Wenn du sehr darunter leidest oder sich auch nach längerer Zeit keine Besserung einstellst, solltest du dir professionelle Unterstützung suchen, zum Beispiel von einem Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin. Er oder sie kann dir helfen, mit deiner Situation besser umzugehen.
Viele verlassene Eltern glauben, sie seien die einzigen mit diesem Problem. Das Gegenteil ist der Fall: Ein Kontaktabbruch kommt gar nicht so selten vor. Das zu wissen, ist für viele Betroffene sehr hilfreich. Versuche deshalb, Kontakt zu anderen Müttern oder Vätern mit dem gleichen Problem aufzubauen. In einigen Städten gibt es Selbsthilfegruppen für verlassene Eltern. Auch in Internetforen kannst du andere Eltern finden, denen es so geht wie dir. Der Austausch kann sehr hilfreich und tröstlich sein.
Hat dein Kind den Kontakt zu dir abgebrochen, helfen Vorwürfe oder ständige Kontaktversuche normalerweise nicht weiter. Was helfen kann, ist, eine echte Bereitschaft zur Veränderung zu signalisieren. Wenn du bereit bist, dich einem kritischen Gespräch zu stellen und zusammen mit deinem Sohn oder deiner Tochter an einer Veränderung zu arbeiten, dann kannst du das signalisieren. Vielleicht kommt für dich auch eine gemeinsame Familientherapie infrage? Vielleicht möchtest du deinem Kind auch nur sagen, dass es jederzeit zu dir zurückkommen kann? Dann tu das, aber dränge dich damit nicht auf. Vielleicht hilft dein respektvolles Angebot zu einer erneuten Annäherung.
Viele verlassene Mütter und Väter schämen sich sehr für den Kontaktabbruch ihrer Kinder. Sie fürchten schräge Blicke, Schuldzuweisungen oder Mutmaßungen über schlimme Vorkommnisse in der Familie. Wenn dein Kind sich von dir abgewendet hat, musst du das natürlich nicht jedem auf die Nase binden. Schließlich ist das ein sehr persönliches Thema, das nun wirklich nicht jeden etwas angeht. Achte aber darauf, dass du wenigstens zwei oder drei Vertraute hast, mit denen du sprechen kannst, damit du das Problem nicht in dich hineinfrisst. Im Gespräch kommen oft Aspekte auf den Tisch, an die du selbst nie gedacht hättest. Und es hilft dir, dich nicht so alleine zu fühlen.
Manche Söhne oder Töchter überschütten ihre Eltern vor dem Kontaktabbruch mit Vorwürfen, andere ziehen sich schweigend und ohne Erklärung zurück. In beiden Fällen wirst du dich wahrscheinlich mit der Frage nach dem Warum herumschlagen. Wie konnte es dazu kommen? Was hast du falsch gemacht? Wieso greift dein Kind zu so einer drastischen Maßnahme?
Diese Fragen sind nicht unbegründet, denn meist geht einem Kontaktabbruch ein schwieriges Verhältnis voraus. Kritisches Nachdenken über die eigenen Fehler ist daher sicher nicht verkehrt. Es ist aber durchaus möglich, dass du gar nicht dahinter kommst, was schiefgegangen sein könnte. Vielleicht hat dein Sohn/deine Tochter eine ganz andere Sicht auf die Dinge als du. Auf Dauer ist es wichtig, dass du das anerkennen kannst: Er oder sie hatte aus der eigenen Perspektive heraus gute Gründe, auch wenn du sie vielleicht nicht sehen kannst. Der Weg zu dieser entspannteren Erkenntnis kann allerdings lange dauern. Wenn die Frage nach dem Warum dich sehr belastet, solltest du dir professionelle Unterstützung suchen.
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1. Kontaktabbruch: Kinder und Eltern, die verstummen.
2. Funkstille: Wenn Menschen den Kontakt abbrechen
3. Der Sturm vor der Stille