Inkontinenz beim Lachen, Husten oder Sport

Inkontinenz beim Lachen, Husten oder Sport

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„Man muss sich mit Inkontinenz nicht verstecken. Lieber aktiv darüber sprechen. (..) Dadurch wird das Thema enttabuisiert. Gerade wir Frauen sollten damit viel stärker aktiv an die Öffentlichkeit gehen.“ Dr. Elke Heßdörfer, Fachärztin für Urologie
Immer noch ist Inkontinenz ein Tabuthema. Doch warum eigentlich? Immerhin ist ab einem Alter von 40 jede vierte bis sechste Frau betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit sogar noch. In sehr vielen Fällen können Übungen zur Stärkung des Beckenbodens helfen. Tipps zu passenden Übungen findest du hier.

Es gibt zwei Formen der Inkontinenz. Bei der Dranginkontinenz spüren Betroffene einen plötzlichen, starken Harndrang und müssen häufig auf die Toilette. Bei der Belastungsinkontinenz kommt es zu einem unwillkürlichen Harnabgang, zum Beispiel beim Lachen, Husten, Niesen oder beim Hüpfen. Bist du von Belastungsinkontinenz (oder einer Mischform) betroffen, treibst du vielleicht keinen Sport mehr und meidest Situationen, in denen es „tröpfeln“ könnte. Warum du dich auch mit Inkontinenz viel mehr trauen kannst und solltest, zeigen die folgenden Tipps.

Unsere Tipps

1 Wie erkennst du eine „Belastungsinkontinenz“?

Manchmal kann es durch Stress oder andere Einflüsse passieren, dass vorübergehend eine Reizblase (ständiger Harndrang) auftritt oder dass kleine Tröpfchen Urin ungewollt abgehen. Kommt es jedoch über eine Zeit von mehreren Wochen immer wieder vor, dass du beim Lachen, Husten oder auch beim Hüpfen Urin verlierst, kann es sich bereits um den ersten Grad einer Belastungsinkontinenz handeln. Selbst dann, wenn es nicht ständig geschieht oder nur kleinste Mengen Urin in der Unterwäsche landen.

2 Ab wann solltest du zum Arzt gehen?

Inkontinenz ist leider immer noch ein Tabuthema. Vielleicht scheust du dich deshalb, wie viele andere Frauen auch, mit dem Arzt darüber zu sprechen. Vor allem solange es „nicht so schlimm“ ist. Doch gerade eine beginnende Inkontinenz lässt sich besonders effektiv behandeln. Darum solltest du bei einem ersten Verdacht auf eine Belastungsinkontinenz bereits eine Beratung und Untersuchung beim Arzt in Anspruch nehmen. Der richtige Ansprechpartner ist zunächst der Hausarzt. Du kannst das Problem aber auch im Rahmen deiner gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung mit deiner Frauenärztin bzw. deinem Frauenarzt besprechen.

3 Hygieneartikel: Längst kein Vergleich mehr zu Windeln

Bei Harninkontinenz denken viele Frauen mit Grauen an dicke Damenbinden und Windeln. Doch so sehen Hygieneprodukte schon längst nicht mehr aus. Neue Einlagen sind dünn und unauffällig. Spezielle und stark saugfähige „Superabsorber“ binden nicht nur jede Menge Flüssigkeit, sondern verhindern auch jegliche Geruchsbildung. Selbst Unterwäsche und Bademode ist erhältlich, die einen „Pee Point“ – einen saugfähigen Kern – hat. Wenn du je nach Bedarf Zuhause, am Arbeitsplatz oder in deiner Handtasche Inkontinenzartikel deponierst, bist du für alles gerüstet. Auch wenn du einmal unvorhergesehen länger unterwegs bist.

4 Hygieneartikel: Beratung und Kostenübernahme in Anspruch nehmen

Es gibt noch einen Grund für dich, bei Inkontinenz frühzeitig zum Arzt zu gehen. Der Arzt kann dir nämlich ein Rezept für Hygieneartikel ausstellen. Diese werden bei einer ärztlich diagnostizierten Inkontinenz in der Regel von der Krankenkasse bezahlt. In einer Apotheke oder einem Sanitätshaus kannst du dich von Experten ausführlich über neue Entwicklungen im Bereich der Inkontinenzhygiene beraten lassen. So findest du genau das, was zu dir passt, und kannst auch vorab die Produkte anschauen und in die Hand nehmen. So fühlst du dich rundum sicher.

5 Die Kraft der Natur gegen Inkontinenz nutzen

Es gibt einige, meist gut verträgliche Naturheilmittel, die die Blase und den Beckenboden stärken können. Allerdings ersetzen diese Maßnahmen nicht den Arzt. Ein Arztbesuch gibt Sicherheit über die Diagnose „Inkontinenz“. Der Arzt kann dir auch raten, ob in deinem Fall natürliche Mittel helfen können. Bei einer Reizblase können zum Beispiel Goldrute, Gewürzsumach (Frauenbusch) oder Kürbiskerne angewendet werden. Cranberry-Saft oder Präparate mit den säuerlichen Beeren haben sich bei Blasenentzündungen und beginnender Inkontinenz ebenfalls bewährt. Einfachste natürliche Hilfe: Viel trinken. Denn gerade bei einer beginnenden Inkontinenz sollte die Blase nicht geschont, sondern trainiert werden. Einige Frauen berichten auch, dass alternativmedizinische Behandlungen wie die Akupunktur ihnen geholfen haben.

6 Tabus brechen: Offen mit Inkontinenz umgehen

Vor allem bei Frauen ist Inkontinenz ein so häufiges Problem, dass man eigentlich ständig im davon hören müsste. In ihrem Leben entwickelt jede zweite Frau und jeder vierte Mann irgendwann Inkontinenz-Probleme. Es gibt also keinen Grund, dass das Thema immer noch ein so großes Tabu in der Gesellschaft ist. Verständlicherweise möchtest du vermutlich dennoch nicht, dass jeder um dich herum von der Inkontinenz weiß. Aber bei Freundinnen und in der Familie stößt du vielleicht auf mehr Leidensgenossinnen, als du vermutest.

7 Mit Humor nehmen und das Leben weiter genießen

Inkontinenz ist ohne Frage lästig. Manche Frauen empfinden sie gar als eklig und peinlich oder trauen sich kaum mehr, das Haus zu verlassen. Doch dazu gibt es keinen Grund. Sport, Lachen und Ausgehen sind mit den richtigen Hygieneartikeln problemlos möglich. Keiner wird etwas von dem Problem bemerken. Viele Frauen gewöhnen sich so sehr daran, dass sie gar nicht mehr daran denken. Ähnlich wie bei der Damenhygiene während der Menstruation. Zusätzlich lässt sich Inkontinenz fast immer durch Beckenbodenübungen und / oder Medikamente lindern. Deshalb: Sei fröhlich, mutig und lebe dein Leben – auch mit Inkontinenz.

!Wusstest du eigentlich...

Harninkontinenz ist die häufigste chronische Erkrankung bei Frauen. Ab einem Alter von 60 sind mehr Frauen von Inkontinenz betroffen, als von Herzerkrankungen, Rheuma, Depressionen oder Bluthochdruck.

Bildnachweis: FBB/Bigstock.com

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