Die Macht des Gewissens

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Ein schlechtes Gewissen zu haben ist ein Gefühl, das jeder Mensch nachvollziehen kann. Wer etwas Belastendes mit sich herum trägt, wird von seinem Gewissen ermahnt – ohne Unterlass. Das kostet Kraft und verursacht im schlimmsten Fall diffuse Ängste, die einen Menschen lähmen können. Wer jedoch um sein schlechtes Gewissen und die dahinter verborgenen Probleme weiß, kann dieses Wissen nutzen, um sein eigenes Handeln voranzutreiben.

Die folgenden sieben Tipps helfen dir dabei, mit einem schlechten Gewissen umzugehen.

Unsere Tipps

1 Das Gewissen entwickelt sich weiter

Das Gewissen ist von Geburt an vorhanden. Es füllt sich im Laufe des Lebens immer weiter mit den anerkannten Normen und Werten des Kulturbereichs, in dem ein Mensch sich bewegt. Wenn du denkst, dein schlechtes Gewissen sei im Erwachsenenalter unerbittlich, halte dir vor Augen, dass es im Kindesalter ungleich barbarischer ist: es kennt nur Böse oder Gut – dazwischen gibt es zunächst nichts.

Mit negativen Erfahrungen leben zu können, ohne sich selbst als schlechten Menschen zu empfinden ist eine Fähigkeit, die Menschen erst lernen müssen. Wenn dein schlechtes Gewissen dich in Zukunft plagt, sei dankbar für diesen Hinweis und ergründe was sich hinter deinen Emotionen verbirgt. Als Erwachsener kannst du dein schlechtes Gewissen zwar ignorieren, besser ist jedoch deine Gefühle zu artikuliere, um innere Konflikte zu lösen.

2 Die Gretchenfrage: Schuld oder Scham

Hinter einem schlechten Gewissen verbergen sich oftmals diffuse Ängste und aus ausgeprägtes Schamgefühl, das aus nicht artikulierten Gefühlen entsteht. Wer Gewissensbisse hat, schämt sich; und wer sich schämt hat durch sein Handeln Schuld auf sich geladen – um diese Aspekte kreisen zumindest die Gedanken der meisten Menschen, die mit einem schlechten Gewissen kämpfen. Für die Auflösung des schlechten Gewissens ist jedoch wesentlich, ob Scham oder Schuld der Grund für die negativen Empfindungen ist.

Es gilt herauszufinden, ob sich Scham- oder Schuldgefühle hinter den Gewissensbissen verstecken. Liegen Schuldgefühle vor, ist die Problemlösung außerhalb deiner Person zu finden: sie liegt z.B. in der Bitte um eine Entschuldigung für ein Verhalten. Schamgefühle deuten hingegen auf belastende innere Prozesse hin, die deutlich mehr Bewältigungsressourcen benötigen. Für dich geht es dann zunächst grundsätzlich darum, deinen Gefühlen die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.

3 Nicht von externen Botschaften leiten lassen

Im Alltag schleicht sich ein schlechtes Gewissen schnell in dein Leben. Oftmals sind dafür Dissonanzen zwischen deinen Überzeugungen oder Einstellungen und deinem nach außen erkennbaren Handeln verantwortlich: manchmal passen Gedanken und Taten einfach nicht zusammen. Vielleicht ärgert dich die fortschreitende Verschmutzung der Umwelt – und du fährst trotzdem mit dem Auto zum nahe gelegenen Supermarkt, um Brot zu kaufen, anstatt dein Fahrrad dafür zu nutzen. Die Folge sind Gewissensbisse, weil zwei völlig unterschiedliche Botschaften aufeinandertreffen.

Der beste Weg, um die Entstehung von Gewissensbissen dieser Kategorie zu vermindern liegt darum in konsequentem Handeln. Lasse dich nicht von externen Botschaften leiten, sondern überdenke deine eigenen Überzeugungen, Wünsche und Bedürfnisse. Strebe nicht nach Perfektion, sondern sei ehrlich zu dir selbst. Auf diese Weise führt dich dein Gewissen schrittweise zum Ziel anstatt den Weg zu blockieren.

4 Einsicht: Der erste Schritt zur Besserung

Wie so oft ist Einsicht der erste Schritt zur Besserung. Sich einzugestehen einen Fehler gemacht zu haben macht aus dem wenig greifbaren „Gewissensbiss“ eine realistische Handlungsaufforderung, die auf ein festgelegtes Ziel ausgerichtet ist. Das schlechte Gewissen wird dann zu deinem inneren Antrieb, der ungeahnte Energien freisetzen kann. Es geht darum, das schlechte Gewissen bewusst wahrzunehmen – hinter die Fassade zu blicken und die Gewissensempfehlung anzunehmen.

Du kannst nicht alles richtig machen. Und das musst du auch nicht, denn ein schlechtes Gewissen fühlt sich nur an wie ein allgemeingültiges negatives Gefühl. In Wahrheit dreht sich alles um ein konkretes Problem, das du für dich noch nicht herausgearbeitet hast. Statt es zu verdrängen, horche intensiv in dich hinein und lasse dich von deinem Gewissen leiten.

5 Das schlechte Gewissen als Machtwerkzeug

Ein schlechtes Gewissen kann dir selbst als Antrieb dienen, weniger wohlgesonnenen Menschen jedoch auch als Antreiber. Weil das Gewissen eine so unglaubliche Macht über eine Person ausüben kann, ist es wie geschaffen, um als Machtwerkzeug instrumentalisiert zu werden. Das geschieht durch Aussagen oder Handlungen, die deine Überzeugungen und Werte solange infrage stellen, bis du eine von deinem Gegenüber festgelegte Verhaltensweise zeigst.

Die Manipulationen sind dabei nicht sofort ersichtlich. Das Gewissen benötigt meistens keinen Frontalangriff, um in Aktion zu treten. Es mahnt bereits bei kleinen Abweichungen, sodass dem Manipulator ein großer Teil seiner „Überzeugungsarbeit“ abgenommen wird. Schutz bietet erneut die Bewusstmachung der konkreten Hintergründe von Gewissensbissen. Hinterfrage die Aussagen einer anderen Person auch dann wenn dein Gewissen sich längst gemeldet hat und gleiche die Inhalte mit deinen persönlichen Wert- und Moralvorstellungen ab. Das Gewissen ist geduldig!

6 Das Gewissen als Gespür

Dein Gewissen ist keine Sammlung mit vorgefertigten Entscheidungen, die im richtigen Moment dein Tun bewerten. Vielmehr ist das Gewissen, als eine deiner moralischen Instanzen, eine Art Gespür für vertretbare Entscheidungen. Es bietet dir ständig Lebensmöglichkeiten und verlangt dir Entscheidungen ab. Das mag anstrengend klingen, doch es ist ein wichtiger Teil deiner Authentizität.

Als Wahrnehmungsfähigkeit kann das Gewissen durch emotionale oder gar funktionale Faktoren blockiert sein. Bist du beispielsweise unaufmerksam oder ängstlich, so können die Ausrufe deines Gewissens ungehört sein. Dieses Wissen kannst du vor allem in Stresssituationen nutzen, um deine Entscheidungsfähigkeit zu verbessern. Gehe achtsam mit deinen inneren Prozessen um oder versuche in beängstigenden Momenten die Ruhe zu bewahren, um dein Gewissen als moralisches  ntscheidungswerkzeug einsetzen zu können. Dadurch fallen Entscheidungen zwar nicht immer besser aus, weil auch das Gewissen sich irren kann, doch es lässt eine größere Zahl an Entscheidungsfaktoren zu. Versuche stets auf dein Gespür zu achten!

7 Selbstreflexion üben

Sich in Selbstreflexion zu üben ist ein probates Mittel gegen unerwünschte Gewissensbisse. Frage dich ganz bewusst, was du zu leisten im Stande bist, wie groß dein Verantwortungsgefühl in konkreten Situationen tatsächlich sein muss oder ob du in so manchen Momenten nicht ein wenig egoistischer handeln könntest, um die wohlzufühlen. Sich selbst und seine Taten zu hinterfragen ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Es zeugt von großer Stärke zu erkennen, dass du nicht perfekt bist und sich die Welt auch ohne dich dreht.

Deine Wünsche und Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen kann dich in spürbare Gewissenskonflikte verwickeln, weil deine Mitmenschen völlig andere Dinge erwarten als du geben möchtest. Frage dich, was dich konkret zufrieden machen könnte oder womit du einen glücklichen Moment verbringen möchtest. Anschließend nimmst du dir die Zeit dafür. Ein gesunder Egoismus bringt deine Gewissensbisse zum Schweigen.

!Wusstest du eigentlich...

Gesetze sind festgeschriebene Moralvorstellungen und so deinem Gewissen ähnlich. Dennoch sind Menschen ihre persönlichen Gewissensentscheidungen immens wichtig. Umfragen haben gezeigt, dass nahezu die Hälfte aller Befragten eher auf das eigene Gewissen als auf ein Gesetz achten würden, wenn es zwischen Gesetz und Gewissen einen Konflikt gäbe. Das ist beeindruckend, immerhin sind die möglichen Konsequenzen der Abkehr von einer gesetzlichen Regelung für jeden ersichtlich. Dennoch scheint ein schwelender innerer Konflikt für viele Menschen die schlechtere Alternative zu sein. Wie würdest du entscheiden?

Bildnachweis: IgorIgorevich/Bigstock.com

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