Darmgesundheit fördern
Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann
Es ist unglaublich, was der menschliche Darm im Laufe eines Lebens leistet. Er verarbeitet rund 30 Tonnen Nahrung und geschätzte 50.000 Liter Flüssigkeit.
Die Darmgesundheit hat Einflüsse auf den ganzen Organismus. Eine intakte Darmschleimhaut sorgt dafür, dass aus dem Speisebrei alle wertvollen Nährstoffe, Vitamine, Mineralien und auch Wasser resorbiert werden können. Einige Vitamine werden erst im Darm durch die Bakterien der Darmflora gebildet. Doch ein gesunder Darm kann noch mehr: Er spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem und bei der Produktion von Hormonen und Botenstoffen.
Leidest du unter Verdauungsstörungen wie Verstopfung, Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen? Dann erfahre hier, welche Rolle eine gesunde Ernährung und die Darmbakterien spielen, wie du deine Darmgesundheit verbessern kannst und ob eine Darmsanierung sinnvoll ist.
Unsere Tipps
Stress wirkt sich immer auch körperlich aus. Bekommst du unter starkem Stress Magenschmerzen, Blähungen, Völlegefühl oder Durchfall? Dann gehörst du zu den Menschen, deren Verdauungssystem sensibel auf Stress reagiert. Versuche daher, Stress zu meiden. Um Stress abzubauen, eignet sich Entspannungstechniken. Autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Meditationstechniken können helfen, die innere Ruhe wiederzufinden. Tai-Chi und Qi-Gong verbinden mentale Übungen mit fließenden Bewegungen, was sich sehr positiv bei Verdauungsbeschwerden auswirken kann. Bei Darmbeschwerden ist außerdem Yoga ein Geheimtipp. Zusätzlich zum Stressabbau regen die körperlichen Übungen auch noch auf sanfte Weise die Verdauung an.
Bewegungsmangel kann zu Verstopfung und einem trägen Darm führen. Bewegst du dich regelmäßig, regst du damit auch die Darmperistaltik an. Spazierengehen reicht für einen positiven Effekt auf die Darmtätigkeit auch. Auch Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren und Schwimmen sind ideal. Du solltest deshalb täglich mindestens 20 Minuten Bewegung einplanen, um die Darmbewegung auf ganz natürliche Weise zu unterstützen und die Verdauung wieder in Schwung zu bringen. Geheimtipp: Trampolinspringen. Es gibt auch kleine Trampoline für das heimische Wohnzimmer. Die Bewegung regt nicht nur den Darm an, sondern erhöht auch die Ausdauer und stärkt eine ganze Reihe verschiedener Muskelgruppen. Hier findest du Tipps, wie du ohne große Anstrengung mit kleinen Bewegungseinheiten deinen Alltag aktiver gestaltest.
Der Darm kann nur dann effektiv arbeiten, wenn du dich gesund ernährst. Übermäßig viel Fett, Zucker und Fleisch belasten den Darm und verändern die gesunde Darmflora. Viel frisches Obst und Gemüse dagegen enthält wichtige Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien. Zusätzlich wirken sich sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien positiv aus. Gluten, Fructose (Fruchtzucker) und Lactose (Milchzucker) solltest du nicht generell meiden. Im Gegenteil, das kann zu einer unausgewogenen Ernährung führen, die nicht alle wichtigen Vitalstoffe enthält. Besser: Lasse nur weg, was du wirklich und nachweislich nicht verträgst. Lass im Zweifelsfall beim Arzt auf eine Intoleranz prüfen.
Heute weiß fast jeder, dass Ballaststoffe kein reiner Ballast sind. Sie sind zwar unverdaulich, erfüllen aber wichtige Funktionen. Sie dienen den Darmbakterien als Nahrungsquelle und wirken durch ihre quellende Wirkung einer Darmträgheit und Verstopfung entgegen. Zudem können sie Giftstoffe binden und wieder aus dem Körper herausführen. Ballaststoffreich sind Getreide (vor allem Vollkornprodukte), Obst und Gemüse. Probiere doch einmal, morgens einen Teelöffel Leinsamen oder Chiasamen in ein Müsli oder einen Joghurt mit frischen Früchten zu mischen. Wichtig: Ausreichend trinken, denn fast alle Ballaststoffe quellen auf und binden dabei Wasser. Mit diesen weiteren Tipps, bringst du deinen Stoffwechsel auf Touren!
Ein gesunder menschlicher Darm enthält Billionen verschiedener Darmbakterien, die die Darmflora bilden. Bei einer einseitigen Ernährung, Stress oder nach Antibiotikaeinnahme kann sich die natürliche Darmflora verändern. Probiotika sind Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel, die lebensfähige Keime enthalten. Diese gelangen in den Darm, sollen sich dort ansiedeln und das
gesunde Gleichgewicht wieder herstellen. Auch wenn das Ausmaß der gesundheitsfördernden Wirkung umstritten ist, wurde eine generelle Wirksamkeit für viele Bakterienstämme inzwischen in Studien belegt. Präparate enthalten oft die Milchsäurebakterien Lactobacillus und Bifidobacterium oder bestimmte Hefen. Es geht aber auch ohne Nahrungsergänzungsmittel: Probiotische Lebensmittel sind zum Beispiel Kefir, Sauerkraut oder Naturjoghurt. Wie die richtige Ernährung beim Stressabbau helfen kann, erfahren Sie hier.
Viel zu trinken ist nicht nur gut für die Entschlackung und die Funktion der Nieren und des harnleitenden Systems, es ist auch wichtig für die Darmgesundheit. Trinke pro Tag mindestens zwei Liter. Am besten eignet sich Wasser ohne Kohlensäure oder alternativ ungezuckerter Kräutertee. Die Flüssigkeit solltest du möglichst gleichmäßig über den Tag verteilt zu dir nehmen. Ein Tipp: Trink gleich morgens nach dem Aufstehen als erstes ein großes Glas Wasser. Dann hast du gleich einen guten Grundstein für den restlichen Tag gelegt. Trinkst du eher zu wenig? Dann notiere dir deine Trinkmenge und achte bewusst auf eine ausreichend Flüssigkeitszufuhr.
Die Darmreinigung und Darmsanierung wird in der Naturheilkunde angewendet. Sie soll der Entgiftung und der Ausleitung von Schlacken dienen und die natürliche Darmflora wiederherstellen. Bei Schulmedizinern ist diese Methode allerdings umstritten. Es werden hauptsächlich drei Komponenten eingesetzt: Flohsamenschalen (ein pflanzliches Quellmittel), Bentonit (eine Mineralerde, die Giftstoffe binden soll) und Probiotika (um die Darmflora wiederherzustellen). Auch wenn der Nutzen nicht schulmedizinisch nachgewiesen ist, ist es durchaus möglich, dass eine Darmsanierung dir gut tut. Wichtig ist aber, dass die Voraussetzung für jede Verbesserung der Darmgesundheit immer zunächst eine Umstellung auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung ist.
Die Darmflora erwachsener Menschen bildet ein einzigartiges Ökosystem, bestehend aus 10 bis 100 Billionen Mikroorganismen. Eine Billion entspricht 1000 Milliarden. Im Vergleich: Auf der ganzen Welt leben etwa 7,4 Milliarden Menschen.
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