Blasenschwäche und Sexualität

Blasenschwäche und Sexualität

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    Blasenschwäche und Sexualität
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„50 bis 60 Prozent derer, die eine Inkontinenz haben, haben nach unseren Schätzungen kein richtiges Gefühl für den Beckenboden. Das richtige Beckenbodentraining muss man dann erlernen. Am besten mit einem Physiotherapeuten, der auf dieses Training geschult ist.“ Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel
Eine schwache Blase ist lästig und vielen Menschen auch peinlich. Umso mehr, wenn es um die Sexualität geht. Während des Liebesspiels oder Geschlechtsverkehrs einige Tröpfchen oder mehr Urin zu verlieren, hält manche Betroffenen sogar ganz von der körperlichen Liebe ab.

Egal ob peinliche nasse Flecken im Bett, eigener Ekel, Angst vor dem Ekel des Partners oder ein möglicher Geruch deine Befürchtungen sind – wir haben Tipps für dich, wie du mit Blasenschwäche umgehen kannst. Sie ist auf keinen Fall ein Grund, auf Sex zu verzichten.

Der wichtigste Tipp allerdings vorab: Hast du eine schwache Blase, aber warst deshalb noch nicht beim Arzt? Dann sollte zuerst unbedingt der Arztbesuch kommen, um die Ursache abzuklären. Denn Blasenschwäche lässt sich meist sehr gut behandeln und du verhinderst, dass sich die Inkontinenz mit der Zeit verschlimmert.

Unsere Tipps

1 Rede mit deinem Partner, auch wenn es schwerfällt

Inkontinenz, Blasenschwäche und ungewollter Urinabgang sind nichts, über das man gerne spricht.  Vor allem wenn es dabei (auch) um das Thema Sexualität geht. Denn natürlich wollen wir in diesem Moment als sexy, verführerisch und erotisch wahrgenommen werden. Allerdings kann so ein Gespräch sehr befreien. Vielleicht hat dein Partner sich schon gewundert, warum du dich zurückziehst. Oder du warst beim Sex sehr verkrampft und immer in der Befürchtung, „es“ könnte passieren. Aber denk daran: Alles, was ihr gemeinsam bewältigt, schweißt euch nur enger zusammen.

2 Mit Humor nehmen: Körpersäfte gehören nun einmal dazu

Wenn wir einmal alle Ekel- und Schamgefühle den Urin betreffend beiseite lassen: Biologisch betrachtet ist Urin genauso eine Körperflüssigkeit wie auch Scheidenflüssigkeit, Sperma oder Schweiß. Darum versuche, das Thema gemeinsam mit deinem Partner als eure neue Normalität anzunehmen und mit Humor anzugehen. Wer darüber lachen kann, hat die Angst und Scham schon ein Stück weit besiegt. Und denk immer daran: Unzähligen Paaren geht es ganz genauso wie euch.

3 Den Urindrang in Grenzen halten, damit es beim Sex nicht tröpfelt

Du kannst einiges tun, um das Risiko zu verringern, dass beim Sex oder Orgasmus ungewollt Urin austritt. Dazu gehört, dass du direkt vor dem Sex noch einmal zur Toilette gehst. Wenn die Blase leer ist, kann auch nur wenig Urin herauströpfeln. Außerdem kann helfen, vorher einige Zeit nichts mehr zu trinken. Zusätzlich solltest du auf harntreibende und blasenreizende Getränke und Speisen verzichten. Habt ihr zum Beispiel bevorzugt vor dem Einschlafen Sex? Dann kannst du ja ab dem Nachmittag auf Kaffee, grünen Tee, Alkohol und Speisen wie Spargel verzichten.

4 Gut vorbereitet sein, dann bist du gelassener und entspannter

Stelle dich mit der richtigen Ausstattung ab jetzt auf dein Problem ein. Das gibt Gelassenheit, da du auf alle Eventualitäten vorbereitet bist. Es gibt urindichte Einlagen oder Matratzenschoner, die das Bett schützen. Lege auch Handtücher und Taschentücher bereit, zum Beispiel in deiner Nachttischschublade. So sind sie griffbereit, wenn einmal ein kleines Malheur passiert. Hast du Angst vor einem unangenehmen Geruch? Dann kann ein Raumbedufter oder eine Duftkerze helfen, damit du entspannter bist.

5 Die richtige Sexstellung verhindert Druck auf die Blase

Jeder von uns hat seine Lieblingsstellungen. Einige von ihnen üben kaum Druck auf die Blase aus, bei anderen liegt das Gewicht des Partner zu einem großen Teil auf dem Unterleib. Probiere am besten aus, wie du verschiedene Stellungen empfindest. Vielleicht hast du auch schon Erfahrungen, ob der ungewollte Urinabgang in bestimmten Stellungen nur selten oder besonders oft passiert? Stellungen, die die Blase weniger belasten, können zum Beispiel sein, wenn du oben bist oder wenn ihr beide in Löffelchenstellung liegt.

6 Beckenbodentraining wirkt sich mehrfach positiv aus

Für Frauen und auch Männer gilt: Beckenbodentraining ist in jeder Hinsicht sinnvoll. Das Training sorgt nämlich dafür, dass du deinen Beckenboden deutlicher wahrnimmst. Werden die Muskeln gestärkt, lässt sich der Urin besser halten. Es gibt dafür auch spezielle Kurse und Anleitungen. Ein gestärkter Beckenboden hat vor allem für Frauen jedoch noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Frauen empfinden selbst den Sex oft intensiver. Für den Partner kann es sich dagegen sehr erregend anfühlen, wenn die Frau beim Sex die Muskulatur des Beckenbodens anspannt.

7 Urin ist keine Infektionsquelle und nicht so eklig, wie du denkst

Natürlich findet niemand (außer man hat einen ganz speziellen Fetisch) Urin erotisch. Aber im Gegensatz zu dem, was viele denken, ist Urin auch keine Infektionsquelle. Er enthält zwar Keime, die laut Experten jedoch nicht schädlich oder krankheitserregend sind. Auch nicht, wenn Spuren von Urin während dem Sex in die Scheide gelangen. Immerhin stammt der Urin ja aus der Harnröhre, die zwischen Klitoris und Vaginalöffnung liegt. Die darin enthaltenen Keime kommen also sowieso ständig mit der Scheide in Berührung. Angst ist also nicht nötig.

!Wusstest du eigentlich...

Du bist nicht allein: Experten schätzen, dass mindestens jede zehnte Frau über 40 unter Blasenschwäche leidet. Ab den Wechseljahren nimmt die Zahl noch deutlich zu.

Bildnachweis: JumlongCh/Bigstock.com

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