Grenzen ziehen in Freundschaften
Soziale Kontakte zu pflegen ist für Menschen überlebenswichtig. Tatsächlich gehören gute Freundschaften für die meisten Frauen und Männer zu den wichtigsten Faktoren für ein erfülltes Leben. Freunde sorgen für ausgelassene Momente, haben stets ein offenes Ohr und geben Halt in belastenden Lebenssituationen. Und selbst unter besten Freunden sind Konflikte keine Seltenheit, im Gegenteil: sie verleihen einer Freundschaft erst Lebendigkeit. Freundschaften gewähren keine Freifahrtscheine für grenzüberschreitendes Verhalten und Handeln. Erfüllende Freundschaften sind stets eine Gratwanderung zwischen Verbundenheit, Investition und stabilen Grenzen. Die folgenden Tipps zeigen dir, wie Grenzen ziehen in Freundschaften funktioniert.
Unsere Tipps
Freundschaften entstehen nicht über Nacht. Die engen sozialen Bindungen sind das Ergebnis eines
lang andauernden Austausches. Wann du einen Menschen als deine Freundin oder deinen Freund bezeichnest hängt maßgeblich davon ab, wie schnell und intensiv sich euer „gemeinsames Vertrauenskonto“ entwickelt. Die Basis jeder guten Freundschaft ist Vertrauen. Üblicherweise gewährt eine der an der sozialen Beziehung beteiligten Personen einen Vertrauensvorschuss. Dieser wird dann erwidert – oder auch nicht. Über gute Freunde erfährst du im wahrsten Sinne des Wortes „die dunkelsten Geheimnisse“.
Weil Vertrauen ein sensibles Gut ist, gilt es die Balance zu halten. Wer alles wissen will, aber nur wenig über sich selbst preisgibt, bringt ein Ungleichgewicht in das Vertrauensverhältnis, das zu grenzüberschreitenden Abhängigkeiten führen kann. Derjenige, der in dieser „Freundschaft“ offen agiert, macht sich verletzlich. Achte darauf, dass die Grenzen des Vertrauensvorschusses sich nicht zu sehr zu deinem Nachteil verschiebt – insbesondere, wenn du einen Menschen erst kennenlernst.
Freundschaften fußen auf einem festen Fundament aus Loyalität und Verständnis, vor allem aber auch Akzeptanz. Wenn Freunde ihre Erfolge miteinander teilen, steht trotzdem manchmal auch die Eifersucht im Raum. Insbesondere in Phasen eigener Schwäche, wiegen die Erfolge des Gegenüber schwer: Deine Freundin kann alles besser? Ihr gelingt vieles? Sie wirkt so glücklich wie nie zuvor? Neid ist eine schlechte Basis für eine erfüllende Freundschaft.
Dass du Vergleiche mit anderen ziehst ist menschlich, vor allem aber auch notwendig, um dein Handeln beurteilen zu können. Mache dir jedoch stets bewusst, dass nicht nur deine eigenen Erfolge in einer Freundschaft zählen, sondern all jene, die euren gemeinsamen Bezugsrahmen berühren. Sich mit deinen Freunden zu freuen ist eine Fähigkeit, die das Gefühl einer innigen Freundschaft verstärkt. Widerstehe dem Druck ständig besser sein zu müssen als andere – und schon gar nicht besser als deine Freunde.
Neue Freundschaften zu schließen funktioniert nur, wenn auch die zeitlichen und emotionalen
Ressourcen dafür vorhanden, die soziale Beziehung entsprechend zu pflegen. Eine wesentliche persönliche Grenze betrifft die Bereitschaft Freunde auch freundschaftlich – und nicht nur freundlich – zu behandeln. Der Alltagsrahmen ist oftmals festgesetzt. Berufliche Verpflichtungen, eine Partnerschaft, ein aktives Familienleben: all diese Aspekte legen den Rahmen fest, in dem sich eine Freundschaft entwickeln kann. Auch du kommst nicht daran vorbei, eine Auswahl zu treffen.
Wenn du weißt, dass du nur wenig Zeit in eine zukünftige Freundschaft investieren kannst, solltest du frühzeitig eine Grenze ziehen. Und auch dem umgekehrten Fall muss deine Aufmerksamkeit gelten. Fehlt bei deinem Gegenüber die Bereitschaft Verbundenheit und Verlässlichkeit auszubilden, wird die Grenze zwischen Freundschaft und Bekanntschaft offenbart. Manchmal kann es also sinnvoll sein Grenzen zu beachten, wenn diese ein spürbares Hindernis darstellen. Dein Trost: Du kannst deine Ressourcen für die Pflege deiner bisherigen Freundschaften nutzen!
Grenzüberschreitendes Verhalten in Freundschaften ist nicht immer eindeutig. Auch weil es stark von den individuellen Einstellungen und Überzeugungen einer Person abhängt. Ein Zeichen für Grenzübertritte kann sein, dass die Freundschaft zu einem Menschen ein Gefühl der Müdigkeit oder Ausgelaugtheit erzeugt. Das kommt vor allem dann vor, wenn man selbst mehr in die Freundschaft investiert als man kann.
Das ist nicht primär die Schuld deines Gegenüber, denn Grenzen in Freundschaften zu ziehen erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstreflexion. Es ist ehrlich einer Freundin oder einem Freund zu sagen, dass du dich zu sehr beansprucht fühlst und diese Situation dich womöglich überfordert. Eine verständnisvolle Freundin wird dich nach einem offenen Gespräch vielleicht sogar dazu ermutigen eine Grenze zu ziehen, damit du Kraft sammeln kannst. Gegenseitiges Verständnis für die Gefühle des Anderen sind unabdingbar.
Dass Freunde gegenseitig kleinere Grenzen des jeweils anderen überschreiten ist völlig normal – und
es ist auch in Ordnung, dies oftmals unkommentiert zu lassen. Das ist es, was Toleranz ausmacht. Eine gute Freundschaft hält leichte Grenzübertritte schon aus, auch wenn das Gefühl des Unmutes ungeäußert bleibt. Soziale Beziehungen sind um Kompromisse herum aufgebaut: auch weil Menschen sich ihre Individualität bewahren wollen und sollen.
Einen Mittelweg zwischen problemlosen Grenzüberschreitungen und dem Einhalten wichtiger Grenzen ist trotzdem für eine erfüllende Freundschaft ideal. Wenn du mit Handlungen konfrontiert wirst, die bei dir Unbill erzeugen, solltest du deine Grenzen auf jeden Fall verteidigen. Bleibe dabei höflich, aber äußere bestimmt, welches Verhalten bei dir zu weit gegangen ist. Gesunde Grenzen zu haben stärkt deinen Selbstwert und beugt unliebsamen Überraschungen vor.
Selbst in guten freundschaftlichen Beziehungen treten regelmäßig Situationen auf, in denen es wichtig ist, Grenzen aufrecht zu erhalten. Oftmals vermeiden Menschen ganz bewusst, andere auf Probleme oder Fehler hinzuweisen, weil das Ja-Sagen der leichtere Weg ist. Dadurch umgehen Menschen Situationen, in denen sie andere verletzen oder eine harmonische Atmosphäre stören könnten . Aus Angst, andere könnten bei einer klaren Meinungsäußerung mit Verachtung reagieren, lassen wir Grenzüberschreitungen zu, obwohl wir es eigentlich gar nicht wollen.
Es lohnt sich jedoch, die Kraft für ein deutliches Nein aufzuwenden – auch um freundschaftliche Beziehungen zu intensivieren. Wer die Grenzen seiner Freunde kennt, weiß auch was sie bereit sind zu tun und welche Erwartungen realistisch sind. Auf diese Weise wird ein vertrauensvolles Miteinander unterstützt, das Verlässlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Wenn du dir unsicher bist, wie deine Einstellung zu einer möglichen Grenzüberschreitung ausfällt, verzögere deine Reaktion und gewähre dir Bedenkzeit. Hast du dich entschieden, bleibe bei deiner Meinung.
Sich Grenzen einzugestehen verursacht bei vielen Menschen eher ein schlechtes Gewissen als ein Wohlgefühl. Dabei ist es für den Selbstwert einer Person von wesentlicher Bedeutung Grenzen zu haben, sie zu kennen und zu kommunizieren. Erst wenn du dir deiner persönlichen Grenzen bewusst bist, kannst du das Handeln anderer dir gegenüber tolerieren. Stärke dein Selbstwertgefühl, indem du dich mit deinen Grenzen auseinandersetzt: Was ist dir wichtig? Welche Bedürfnisse hast du, die andere Menschen nicht missachten sollten? Wofür würdest du kämpfen? Welchen Freunden erlaubst du was zu tun?
Deine Grenzen durchzusetzen bedeutet, dich selbst wichtig zu nehmen. Wenn du Grenzüberschreitungen stets hinnimmst, beschränkst du dein Recht auf dein Wohlergehen und wertest gleichzeitig die Handlungsfreiheit anderer höher als deine eigene, was nichts mehr mit Toleranz zu tun hat sondern mangelnder Selbstfürsorge. Dich – inklusive deiner Stärken und Schwächen – selbst wertzuschätzen ist die Basis für das Erlernen von Emotionsregulation. Wenn du bereit bist, deinen Gefühlen aufmerksam zu folgen, wirst du Freunden deine Grenzen aufzeigen ohne dich dafür schlecht zu fühlen.
Grenzüberschreitungen in Freundschaften sind häufig auch mit Konflikten verbunden und damit auch mit der Entstehung von sozialem Stress. Ein Entspannungstipp: Blaues Licht kann in derartigen Stresssituationen helfen die sozialen Belastungen zu mindern. Zu diesem Schluss kamen Forscher der Universität von Granada, die eine dreimal kürzere Entspannungszeit bei Probanden beobachteten, die sich nach einem anhaltenden Belastungsmoment in einem Raum mit blauer Lichteinstrahlung aufhielten.
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