Gegen Schmerzen: Dein Rücken-Notfall-Programm

Gegen Schmerzen: Dein Rücken-Notfall-Programm

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“Die Hauptverursacher von Rückenschmerzen sind Bewegungsmangel und die daraus resultierende Unterversorgung von Muskeln, Bändern, Sehnen und Knochen.”Prof. Dr. Ingo Froböse
Früher hat man Menschen mit Rückenschmerzen empfohlen, sich zu schonen. Heute weiß man: Gerade ein schmerzender Rücken braucht Bewegung, damit sich verhärtete Muskeln wieder lockern können. Allerdings musst du bei Schmerzen natürlich sehr vorsichtig vorgehen. Auch andere Maßnahmen können schnelle Linderung bringen, zum Beispiel Wärme- oder Kälteanwendungen oder bestimmte Lagerungen. Wir erklären dir, wie du selbst dafür sorgen kannst, dass dein Rücken schnell wieder fit ist, und sagen dir auch, wann du auf jeden Fall zum Arzt gehen solltest. Gib deinem Rücken die Aufmerksamkeit, die er gerade braucht, dann vergehen auch die Schmerzen meistens bald wieder.

 

Unsere Tipps

1 Rückenschmerzen – gleich zum Arzt?

Rückenschmerzen kennt fast jeder, häufig sind sie die Folge von zu langem Sitzen und zu wenig Bewegung. Aber es kommen natürlich auch andere Ursachen infrage. Nicht bei allen Rückenschmerzen musst du zum Arzt gehen. Meist verschwinden die Schmerzen von selbst wieder oder lassen sich mit einfachen Maßnahmen in den Griff bekommen. Zum Arzt gehen solltest du aber, wenn …

  • deine Beweglichkeit eingeschränkt ist, du dich also zum Beispiel nicht mehr aufrichten, die Arme nicht mehr richtig anheben oder den Kopf nicht drehen kannst,
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Händen, Armen, Beinen oder Genitalien auftreten,
  • dein Nacken sehr steif ist oder du starke Kopfschmerzen hast,
  • dir schwindelig und/oder übel wird,
  • ein Engegefühl in der Brust, Atemnot oder Herzrasen hinzukommen,
  • du die Kontrolle über deine Blase oder deinen Darm verlierst,
  • die Schmerzen bis weit ins Bein hineinstrahlen und sich nicht nach wenigen Tagen bessern,
  • die Schmerzen sehr plötzlich auftreten und/oder sehr stark sind,
  • die Schmerzen immer wiederkommen,
  • die Probleme trotz deiner Versuche nicht besser werden.
2 Richtig lagern bei Rückenschmerzen

Um die akuten Rückenschmerzen schnell in den Griff zu bekommen, hilft es, dich so zu legen, dass die Muskeln im Rücken möglichst gut entspannt werden. Dazu kommt zum Beispiel die Stufenlagerung oder auch eine Variante der Seitenlage infrage.

Für die Stufenlagerung legst du dich auf den Rücken und legst die Unterschenkel auf einen Hocker, auf die Sitzfläche eines Sessels oder einen Stapel Polster. Die Beine sollten dabei sowohl im Hüftgelenk als auch im Knie einen 90-Grad-Winkel bilden, rutsche also nahe genug an deine „Stufe“ heran. In dieser Position entlastest du sowohl die Brust- als auch die Lendenwirbelsäule.

Wenn dir die Stufenlagerung nicht gut tut, kannst du es mit der Seitenlage versuchen: Lege dich auf die Seite und ziehe die Knie so an, dass sie in der Hüfte und im Knie einen 90-Grad-Winkel bilden. Lege dir ein Kissen oder eine zusammengelegte Decke unter die Knie, damit du möglichst gerade liegen kannst. Auch in dieser Position entspannst du die Rückenmuskeln.

Wenn du eine Position gefunden hast, die dir gut tut, dann gönne deinem Rücken eine Weile Ruhe.

3 Wärme und Kälte bei Rückenschmerzen

Rückenschmerzen können unterschiedliche Ursachen haben, bei denen dann auch verschiedene Maßnahmen nötig werden. Meist haben Rückenbeschwerden mit verkrampften Muskeln zu tun. Dann ist Wärme oft sehr hilfreich. Bei einem Hexenschuss brauchst du dagegen eher Kälte, und auch Muskelverspannungen reagieren manchmal sehr gut auf Kältereize. Probiere einfach aus, was dir guttut: Beginne mit Wärme, zum Beispiel mit einer Wärmflasche, einem warmen Umschlag oder einem heißen Bad. Wenn die Beschwerden dadurch schlimmer werden, brich die Behandlung sofort ab und steige um auf Kälte. Dafür kannst du spezielle Kältekissen aus der Apotheke verwenden, die im Kühl- oder Gefrierschrank abgekühlt werden. Oder du steckst Eiswürfel in einen Plastikbeutel, wickelst sie in ein dünnes Tuch und legst sie vorsichtig auf die betroffenen Stellen. Lasse sie dort für etwa zehn Minuten liegen und ruhe danach mindestens 60 bis 90 Minuten.

Achtung: Schütze deine Haut vor zu viel Hitze und Kälte, indem du zum Beispiel ein Tuch zwischen Haut und Kältekissen beziehungsweise Wärmflasche legst.

4 Spazierengehen entspannt den Rücken

Sobald der schlimmste Schmerz vorüber ist, solltest du deinen Rücken langsam wieder in Bewegung bringen. Spazierengehen ist dazu eine gute Methode. Beim Gehen können sich die Wirbel bewegen und die Muskeln lockern, sodass sich die Beschwerden meist bessern. Wichtig ist, dass du dabei keine Handtasche trägst, denn die einseitige Belastung kann die Rückenschmerzen verschlimmern, selbst wenn die Tasche gar nicht besonders schwer ist.

5 Bewegungsübungen bei Rückenschmerzen

Wer Schmerzen hat, möchte sich meist instinktiv schonen. Bei Rückenschmerzen ist das aber gerade das Falsche. Natürlich kannst du dich bei starken Schmerzen einen oder zwei Tage lang einfach ausruhen. Dann solltest du aber wieder in Bewegung kommen, sonst besteht die Gefahr, dass durch deine Schonhaltung die Schmerzen noch schlimmer werden. Wichtig ist, dass du keine ruckartigen Bewegungen machst und den Rücken nicht über Schmerzpunkte hinwegzwingst. Gehe vorsichtig vor und bringe den Rücken sanft in Bewegung.

Probiere aus, welche Bewegungen dir gut tun:

  • Hebe und senke die Schultern oder kreise mit ihnen.
  • Lege vorsichtig den Kopf in den Nacken und beuge ihn dann zur Brust. Unterstütze die leichte Dehnung sanft mit den Händen.
  • Beuge dich im Stehen vorsichtig nach links und rechts oder nach vorne.
  • Ziehe in der Rückenlage die Knie zur Brust, halte sie fest und bewege dann langsam den Rücken auf der Unterlage.
  • Stelle in Rückenlage die Füße auf und wippe dann vorsichtig mit dem Becken nach links und rechts.
  • Ziehe abwechselnd die Schulterblätter nach hinten zusammen und dann die Schultern nach vorne zur Brust.
6 Salben oder Tabletten bei Rückenschmerzen

Es gibt viele frei verkäufliche Medikamente, die dir gegen Rückenschmerzen helfen können. Beachte aber, dass es sich dabei nur um eine Akutmaßnahme handeln sollte: Du kannst natürlich mit Salben oder Tabletten arbeiten, um akute Schmerzen in den Griff zu bekommen. Eine Dauermaßnahme darf das allerdings nicht werden, denn auch die frei verkäuflichen Tabletten können starke Nebenwirkungen haben. Wenn die Schmerzen immer wieder auftauchen, solltest du nach den Ursachen suchen und diese ausschalten.

Für den Akutfall kommen sowohl Salben als auch Tabletten infrage. Salben haben den großen Vorteil, dass sie direkt an der Stelle wirken, an der sie gebraucht werden, und dadurch den Körper viel weniger belasten. Bei leichteren Rückenschmerzen helfen Salben mit den Schmerzwirkstoffen Ibuprofen, Diclofenac oder Ketoprofen. Massiere die Salbe drei- bis fünfmal pro Tag sanft in die schmerzenden Rückenbereiche ein. Reicht das nicht aus, kannst du auch zu Schmerzmitteln in Tablettenform greifen. Manchmal genügt schon eine Gabe, um die verkrampften Muskeln wieder zu entspannen. Wichtig: Nimm Schmerzmittel ohne den Rat eines Arztes nur für wenige Tage und auch nur in der angegebenen Dosierung ein. Falls du andere Medikamente nimmst, frage vorher in der Apotheke oder beim Arzt nach, ob diese sich mit Schmerzmitteln kombinieren lassen.

7 Das hilft dem Rücken auf Dauer

Wenn die akuten Rückenschmerzen verschwunden sind, du aber sofort wieder in gewohnte Muster zurückfällst, werden die Schmerzen mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder auftauchen. Das kannst du tun, um deinen Rücken auf Dauer gesund und schmerzfrei zu halten:

  • Baue Übergewicht ab, um den Rücken nicht mit unnötigem Gewicht zu belasten.
  • Sorge für ausreichend Bewegung im Alltag, vor allem, wenn du viel sitzen musst.
  • Als Grundregel gilt: Bleibe nie länger als 30 Minuten in derselben Position. Wechsle dann das Sitzmöbel oder stehe auf und lockere kurz die Muskeln.
  • Wenn du etwas heben musst, gehe in die Knie und hole die Kraft aus den Beinen, statt dich nach vorne zu beugen.
  • Spanne beim Hinsetzen/-legen und Aufstehen immer die Bauch- und Beckenbodenmuskeln an, um den Rücken nicht zu belasten.
!Wusstest du eigentlich...

Rückenschmerzen haben oft keine klar definierbare Ursache: In über 90 Prozent der Fälle findet auch ein Arzt keine deutliche Diagnose.

Bildnachweis: marcinmaslowski/Bigstock.com

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