Wege aus der Perfektionismus-Falle
Allerdings verursacht Perfektionismus oft Stress. Vielleicht bemerkst du manchmal selber, dass du zu viel Zeit mit kleinen Details verschwendest. Manchmal kann Perfektionismus auch dazu führen, dass wir Dinge aufschieben – aus Furcht, sie nicht perfekt erledigen zu können. Perfektionisten können sich zudem oft schlecht über Erfolge freuen. Statt stolz auf ein großes abgeschlossenes Projekt zu sein, gehen sie immer wieder den einen kleinen Fehler durch, der dabei aufgetreten ist.
Hinter Perfektionismus steckt oft Angst – vor Fehlern, vor dem Scheitern, vor Kritik oder davor, dich selbst und andere zu enttäuschen. Mit diesen sieben Tipps kannst du nach und nach lernen, der Perfektionismus-Falle zu entkommen.
Unsere Tipps
Achtsamkeit ist eine buddhistische Technik der Meditation. Hierzulande setzt man sie oft ein, um sich selbst und seine Umwelt besser wahrzunehmen. Gegen Perfektionismus lassen sich Achtsamkeitstechniken ideal nutzen. Du kannst zum Beispiel in den nächsten Tagen ganz bewusst darauf achten: Wann bist du perfektionistisch? In einem solchen Moment, halte kurz inne (egal wie schwer es fällt). Überlege dir: Warum ist es mir gerade jetzt so wichtig, alles perfekt zu machen? Warum ist mir das noch nicht gut genug? Was fühle ich gerade? Das kann helfen, damit du deinen eigenen Perfektionismus besser wahrnimmst, um überhaupt daran arbeiten zu können. Denn was wir bewusst tun, können wir beeinflussen.
Perfektionisten neigen dazu, aus Angst vor Fehlern viele Dinge übergenau zu planen, mehrfach zu durchdenken und aufzuschieben. Ertappst du dich dabei, gib dir selbst einen Ruck. Fange an, ohne weiteres Aufschieben und Analysieren. Verkompliziere weniger und plane nur so viel, wie dringend nötig ist. Konkret kannst du das zum Beispiel umsetzen, indem du dir ein Zeitlimit setzt: Zehn Minuten, um ein Telefongespräch mit einem Kunden vorzubereiten. Danach rufst du an, auch wenn du noch den Drang hättest, sämtliche möglichen Fragen durchzugehen, die dir der Kunde stellen könnte (er wird sowieso ganz andere stellen).
Perfektionismus hat viel mit Druck, Stress und Selbstkritik zu tun. Perfektionisten sind oft sehr hart zu sich selbst und hadern mit jedem ihrer Fehler, egal wie klein oder nachvollziehbar er ist. Hier kann ein einfacher Gedankentrick helfen. Stell dir vor, dass es nicht um dich ginge, sondern um eine sehr gute Freundin. Was würdest du ihr sagen? Sag genau das zu dir selbst. Am besten laut (es geht aber auch gedanklich, wenn dich die Kollegen im Büro sonst für verrückt halten würden). Sicher sagst du deiner Freundin nicht, dass der kleine, nachvollziehbare Fehler furchtbar peinlich, schlimm und katastrophal war, oder?
Um deinen Perfektionismus zu überwinden, muss dir bewusst werden, dass es Perfektion niemals geben kann. Keiner von uns ist Einstein, Stephen Hawking, Mozart oder Goethe (und auch die hatten ihre Fehler). Dieser Tipp klingt jetzt vielleicht sehr banal. Denn einem Perfektionisten zu raten, er soll nicht so hohe Ansprüche an sich und andere haben, ist fast so, als ob man einem Depressiven rät, er soll doch nicht mehr so deprimiert sein. Doch es kann helfen, sich das immer wieder bewusst zu machen: Gut ist gut genug. Perfektion gibt es nicht. Wir alle sind in gewisser Weise mittelmäßig – und das ist auch gut so. Und „gut in kurzer Zeit erledigt“ ist immer besser als „perfekt, aber es wird nie fertig“.
Vielleicht hast du schon einmal vom Pareto-Prinzip gehört oder gelesen? Es sagt aus, dass wir 80 Prozent unserer Erfolge mit 20 Prozent unserer Kraft und Zeit erreichen. Für die restlichen 20 Prozent wenden wir aber 80 Prozent unsere Anstrengungen auf. Beim Perfektionisten kann es noch extremer sein. Hier kommt oft noch viel Zeit und Kraft für die letzten 0,5 Prozent hinzu. Das ist auf Dauer nicht effektiv und auch nicht gesund. Denn Perfektionisten gönnen sich dadurch oft kaum Ruhe und zu wenig Pausen. Überdenke daher deine Prioritäten: Wo setzt du sehr viel Zeit, Kraft und Stress für einige wenige Prozent ein? Wo könntest du mit viel weniger Aufwand viel mehr erreichen?
Für einen Perfektionisten klingt das zunächst oft furchtbar, aber probiere es doch bitte trotzdem einfach einmal aus: Suche dir kleine Dinge, bei denen du auf den üblichen Perfektionismus verzichten könntest. Gehe einmal nicht ganz so perfekt gestylt aus dem Haus. Lass heute das Staubwischen, mach dafür etwas Schönes für dich, und verschiebe es einfach auf morgen. Sage im Job, dass der Auftrag, an dem du arbeitest, dieses Mal einen Tag länger dauern wird. Lade Freunde ein, auch wenn deine Wohnung oder dein Haus nicht tiptop aufgeräumt und geputzt ist. Du wirst sehen: Jede kleine Unperfektheit zeigt dir, dass es auch anders geht – und zwar ganz ohne negative Folgen, dafür mit mehr Gelassenheit.
Typisch Perfektionist: Nie ist etwas wirklich gut, denn es hätte ja noch besser sein können! Das führt aber zu Frust und Unzufriedenheit. Deshalb halte ganz bewusst inne, wenn dir etwas gelungen ist, du etwas fertiggestellt hast oder etwas gut gelaufen ist. Lobe dich selbst. Das wird dir anfangs komisch vorkommen oder sogar peinlich sein, aber es wirkt. Gehe durch, was du für diesen Erfolg alles geleistet hast. Hätte das jeder so gut hinbekommen? Sicher nicht. Sei stolz auf deine Leistungen!
Studien zeigen, dass es bei Perfektionisten großen Stress verursacht, wenn ein selbst definierter Soll-Zustand vom aktuellen Ist-Zustand abweicht. Das Gute: Forscher zeigen aber auch, dass man mehr Gelassenheit lernen und übersteigerten Perfektionismus ablegen kann.
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1. Perfektionismus: Wenn das Soll zum Muss wird
2. Perfektionismus überwinden im Handumdrehen
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