Glücklich im Ruhestand – 7 Zutaten
Unsere Gastautorin Ursula Kraemer M.A. ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet als Coach und Mediatorin in einer Praxis in Friedrichshafen. Sie schreibt Bücher und regelmäßig Artikel auf ihren beiden Blogs selbstbewusst-werden.info und leben50plus.info.
Heutige Ruheständler können statistisch gesehen noch 17 Jahre leben, Frauen sogar 21 Jahre. So viele Jahre! Lebenszeit, die genutzt werden will und die man nicht einfach so verstreichen lassen sollte. Es wäre ein Fehler, sich von negativen Botschaften und Berichten zum Altwerden in den Medien beeinflussen zu lassen und resignierenden Kommentaren aus dem Kreis Gleichaltriger Glauben zu schenken. Auch wenn die Kräfte langsam abnehmen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen sich mehren, bleiben immer noch viele Möglichkeiten, das Leben positiv und interessant zu gestalten.
Wer mit dem Eintritt in den Ruhestand nicht in ein Loch fallen will, tut gut daran, sich rechtzeitig auf diesen neuen Lebensabschnitt vorzubereiten und die Weichen zu stellen. Mein aktuelles Buch „Aufbruch zu neuen Ufern – Gut vorbereitet in den Ruhestand“ beleuchtet alle Lebensbereiche, in denen sich Änderungen ergeben, und zeigt anhand von Beispielen und persönlichen Erfahrungen, wie dieser Schritt gelingen kann. Darüber hinaus bietet es konkrete Informationen, Links und Buchtipps.
Hier die wichtigsten Zutaten für einen erfüllten Ruhestand:
Unsere Tipps
Wenn der Wecker nicht mehr klingelt und keine beruflichen Termine mehr anstehen, ist das zunächst verlockend. Doch mehr und mehr schleicht sich ein Schlendrian an. Die Stunden vergehen und am Ende des Tages fragt man sich, wo sie geblieben sind.
Es ist jetzt an Ihnen, eine eigene Tagesstruktur zu schaffen. Wann ungefähr wollen Sie aufstehen, wann die Mahlzeiten einnehmen, wann wollen Sie Sport treiben, Besuche machen oder zum Sprachkurs gehen?
Führen Sie auch im Ruhestand einen Kalender. Gerade wer nur noch wenige Termine hat, läuft Gefahr, auch diese zu vergessen.
Die bisherige Aufteilung von Pflichten im Haushalt sollten Sie neu besprechen. Setzen Sie sich zusammen und listen Sie auf, welche Arbeiten wann anstehen und wer von nun an dafür zuständig sein soll. Dies braucht keine feste Einteilung zu sein, sondern kann durchaus auch wechseln. Wenn sie mittags vom Yoga kommt, könnte er z.B. das Essen zubereitet haben. Oder Sie vereinbaren, den Wochenputz gemeinsam zu machen, um dann freie Zeit für Unternehmungen zu haben.
„Wenn ich einmal Zeit habe, dann mache ich…“ Wie oft haben Sie das in Ihren berufstätigen Zeiten gesagt? Jetzt ist die Zeit gekommen, alte Träume umzusetzen. Vielleicht gelingt Ihnen das nicht zu 100%, weil das Geld (immer noch) fehlt oder der Körper nicht mehr mitmacht. Aber zu einem Teil bestimmt noch. Schauen Sie nicht nach den Problemen, die einer Verwirklichung im Wege stehen könnten, sondern suchen Sie Wege, wie Sie zum Ziel kommen. Dann brauchen später nicht zu sagen „Ich hätte es tun sollen“. Wer keinen Fallschirmsprung alleine machen kann, sucht sich einen erfahrenen Tandempartner.
Möchten Sie wissen, was noch in Ihnen steckt? Dann gehen Sie es an! Gönnen Sie sich ein Versuchsstadium. Sie gehen noch keine dauerhafte Verpflichtung ein, wenn Sie sich mit neuen Themen, anderen Ländern und Kulturen beschäftigen. Lernen Sie, mit dem Computer umzugehen, dann kommt die Welt zu Ihnen ins Haus. Entscheiden Sie erst nach einer Weile, an welchen Themen Sie dauerhaft Interesse daran haben. Aber bleiben Sie neugierig, auf andere Standpunkte, auf unbekanntes Terrain.
Wer keine Ziele mehr im Leben hat, verkümmert. Es muss etwas geben, wofür es sich aufzustehen lohnt und was dem Leben Sinn gibt. Besonders schön ist es, wenn Sie etwas gefunden haben, dessen Ergebnis sie in den Händen halten können: Selbstgezogene Gurken aus dem eigenen Garten, ein kleines Büchlein, in dem Sie Familiengeschichten niedergeschrieben haben, selbstgenähte Kleidung. Oder etwas, was anderen Freude macht: Der Übermut des Hundes, den Sie aus dem Tierheim zum Spaziergang abholen oder das zärtliche Schmusen Ihrer Enkelin, wenn Sie ihr ein Buch vorlesen.
Soziale Kontakte sind ein Lebenselixier. Sie halten jung, bringen neue Impulse und verhindern Einsamkeit. Lassen Sie deshalb alte Freundschaften wieder aufleben. Knüpfen Sie den Kontakt, rufen Sie an, schreiben eine Karte, vereinbaren ein Treffen. Vielleicht finden Sie heraus, dass Sie gemeinsame Interessen haben oder sogar in räumlicher Nähe wohnen, so dass Sie sich regelmäßig sehen können. Wenn Sie einen Jour fix vereinbaren, fällt eine langwierige Terminsuche weg und Sie können die Vorfreude genießen.
Wenn Sie neue Freunde finden wollen, treten Sie einem Verein bei, machen einen Tanzkurs (dort vermittelt man auch Partner, wenn Sie alleine kommen) oder bringen sich in einer Bürgerbewegung Ihres Viertel ein. Und denken Sie daran: nicht nur die anderen haben Eigenheiten, Sie auch. Bleiben Sie tolerant und verstärken Sie das Verbindende.
An was sollen sich andere Menschen später erinnern, wenn sie an Sie denken: an Ihr berufliches Wissen und Ihre Erfahrungen, an Ihren Lebensweg mit seinen Hürden und Glücksfällen oder an bestandene Abenteuer? Schreiben Sie auf, was Ihnen mitteilenswert erscheint ist, legen Sie Fotobücher an, drehen ein Video oder erstellen Audios. Auch Familiengeschichten können Sie so vor dem Vergessen bewahren und verwandtschaftliche Zusammenhänge für die Nachkommen in einem Stammbaum verdeutlichen.
Noch wichtiger ist es, Spuren im Herzen anderer zu hinterlassen. In liebevollen Begegnungen, mit Warmherzigkeit, Großzügigkeit und einer positiven Ausstrahlung. Seien Sie ein Mensch, der gerne bereit ist, anderen zu helfen und der – vor allem – alte Konflikte beendet und verzeihen kann.
olly2/Bigstock.com
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